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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Petersen, Eugen: Die dreigestaltige Hekate, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0015
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11

Dass man auch später copierend oder in rückläufiger Bewe-
gung tiefe Gürtung darstellte, zeigt z. B die Karyatide des Kriton
und Nikolaos. Wichtiger für uns ist, dass in derselben Zeit, wo
die hohe Gürtung in Leben und Kunst auftrat, auch das Archai-
siren der Kunst zuerst nachweisbar ist. Dass man nämlich zu
allen Zeiten archaisirt habe, wie es in den Neuen Untersuchungen
auf Samothrake S. 24 heisst, dürfte nur in so weit richtig sein, als
man auch früher schon für gewisse Zwecke alte Typen wiederholte,
wie die Polias der Preisgefässe, während es sich jetzt darum handelt,
alte Typen zu neuer Geltung zu bringen oder moderner Darstel-
lungsweise durch eine alterthümliche Färbung einen neuen Reiz zu
verleihen- Ohne dem wahren Grunde dieser Erscheinung nachzu-
forschen, erinnere ich an die alterthümlichen Zeus- und Athenabilder
auf Diadochenmünzen, denen man auf den ersten Blick ansieht,
dass sie getreue Reproductionen weder sind noch sein wollen, indem
sie an Stelle der schlichten, derbkräftigen Energie eine gekünstelte
Erhabenheit setzen46). Vergleicht man damit die gleichzeitigen
athenischen Preisgefässe Mon. ined. d. Inst. X. 48 ff, so wird man
sich der Erkenntniss des oben angedeuteten Unterschieds zwischen
allmähliger Degeneration und einer Neuerung durch bewusste Stil-
mischung nicht verschliessen können. Dieselbe bewusste Stil-
mischung bekunden die Kitharodenanatheme, welche sämmtlich gleich
der verwandten Darstellung der Albanischen Heraklestafel und
Müller Denkm. a. K. I, Tf. 14, 48, auch den zwei Schildhalterinnen
der Chigischen Alexandertafel (Jahn Bilderchroniken N. 86 T. VI, M)
hohe Gürtung zeigen, beim Apollon wie bei den Frauen. Denn die
Kitharodentracht macht denselben Wechsel der Mode durch47). Hier
reihen sich jene alterthümlichen, als Stütze verwandten 'Venus-
Libitina'-Figuren an, welche einander so ähnlich in den Körper-
formen und der Gürtung ebensosehr mit unseren Hekataia überein-
stimmen, wie sie von originalen Gebilden aus dem Anfang des

46) Vgl. Athena des Seleukos 2, 13 des Londoner Katalogs, Zeus 5, 7, den
nur wenig archaisirenden Poseidon des Demetrios Friedländer und Sallet das Berl.
Münzcabinet Tf. V, 259.

47) Beispiele der älteren Tracht Wiener Vorlegebl. >S. VI, 11; Clarac 494A,
927, der jüngeren daselbst 496, 967 der vatikanische Apollon und noch zwei andre,
besonders aber 498 E 968 A. Ebenso Wagenlenker, vgl. die korinth. Vase Mitth.
d. arch. Inst, in Athen 1879, T. 18 und den Helios der Metope von Ilion Arch.
Zeit. 1872 T. 64. Ebenso die Sabaziosbilder römischer Sarkophage gegen die älte-
sten Dionysosbilder, deren zwei Beispiele oben angeführt wurden.
 
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