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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Petersen, Eugen: Die dreigestaltige Hekate, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0061
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selber Eileithyia heisst und ist, und daneben Eileithyien ihre Töchter
sind; wenn sie die Nymphen zu Pflegerinnen oder Dienerinnen hat
und ebenso ja auch die Chariten; aber auch wiederum Hera selber
Nymphe heisst oder TTapBevo?, oder Nuucpeuouevn zugleich und
TeXeia oder TJaig in einem Cultus, der neben jener noch die zwei
andern Formen der Hera TeXeia und der Xr)pa umschloss; oder wenn
Athena die drei Kekropiden zu Dienerinnen hat, aber unzweideutig
auch mit der einen von ihnen identificirt wird und in ähnlichem
Verhältniss vielleicht zu den Gorgonen stand; Aphrodite, die die
Chariten mehr noch und häufiger als Hera um sich hat wie Die-
nerinnen, erscheint nicht auch sie selbst in mehreren Culten drei-
fach und wieder die Charis als Gattin des Hephaistos einfach?
Demeter gleich Persephone ja auch chthonische Göttin, hat wie
diese die Erinyen zur Seite stehen, im alterthümlichen arkadischen
Mythos aber ist sie selber Erinys.

Völlig analog nun scheint das Verhältniss der Artemis-Hekate
zu den Nymphen-Chariten-Horen. Aber vergessen wir nicht, dass
wir es mit der Erklärung von jüngeren Kunstwerken zu thun haben,
und also unsere Blicke nicht aufwärts zu richten haben in Zeiten,
in denen die Unterschiede so vieler mythischen Gestalten schwinden,
sondern abwärts wo jene Gestalten von Dichtern und Künstlern
ausgeprägt mehr und mehr sich differenziert haben, wo zwar Nym-
phen, Hören, Chariten nicht aufgehört haben ineinander überzu-
gehen, aber von Artemis-Hekate doch durch beträchtlichen Abstand
geschieden sind — es sei denn,, dass wir es mit durch Reflexion
entstandener rückläufiger Bewegung zu thun hätten.

Aber vielleicht lässt man bei der Erklärung der mädchenum-
tanzten Hekataia die Nymphen u. s. w. ganz fallen und nennt sie
schlechtweg Hekate, wie es Wieselers eigentliche Meinung schien.
Bietet ja doch der Typus A, der obgleich keineswegs der ursprüng-
liche, doch älter als WX sein mag, die Dreigestalt so dar, dass
nur ein kleiner Schritt scheinen möchte von den drei mit herab-
hangenden Händen das Gewand fassenden Gestalten zu den drei
Hand in Hand schreitenden107). Und doch dürfte diese Annahme irrig
sein. Die drei Hekategestalten sind ja, wie oben gezeigt wurde,
drei Formen der Einen, die drum auch in Darstellungen der

10T) Das Entgegengesetzte ist mit den Chariten nahezu geschehen auf Münzen
von Germe in Galatien und Karakaliis, wo die drei Chariten die Hände ans Ge-
wand halten, nur dass die zwei äusseren noch je eine Hand auf die Schulter der
mittleren legen.
 
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