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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Petersen, Eugen: Die dreigestaltige Hekate, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0065
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61

Eben dieser von der Göttin angenommene oder ihr zu Ehren
getragene Festschmuck der tanzenden Mädchen macht es, wie mir
scheint, noch schwerer, ihnen bestimmte Namen zu geben: ohne
ihn hätte vielleicht ein Unterschied der Gewandung wie an der
Carpischen Herme die Hören ausser Zweifel gestellt. Jetzt befinden
wir uns ihnen gegenüber in derselben Ungewissheit wie die Alten
gegenüber jenen Figuren von Megalopolis.

Wie nun aber im Typus X die Mädchen die Hände lösen,
den Schritt mässigen bis zu völligem Stillstand und gar Fackel
und Kanne in die Hand bekommen, da ist die Auffassung kaum
mehr abzuweisen, dass die drei Mädchen mit der Hekate selbst
identificiert und demgemäss auch in Xa grösser geworden seien.
Das dürfte denn aber als eine späterer Reflexion und Neigung zur
Theokrasie entsprungene Deutung anzusehen sein, wie solche un-
zweifelhaft auch in jenem orphischen Verse vorliegt. Denn derselbe
nennt die Mädchen ja noch Chariten, identificiert aber die Chariten,
wie gleich darauf auch die Moiren mit der Hekate.

Indessen wäre doch auch eine andere Erklärung möglich.
Denn Fackeln und Kanne finden wir auch in Händen der Nymphen,
der Pflegerinnen des Zeuskindes am Tisch der Grossen Göttinnen
in Megalopolis bei Paus. 8, 31, mit Fackeln (und Tympanon) auch
die Nymphen oder Kekropiden auf der Petersburger Jakchos- oder
Erichthoniosvase, ebenso die Nymphen neben Pan und der Meter (?)
mit dem Bärtigen11,3), mit Kannen gleich den Wolken des Aristo-
phanes V. 272 doch wohl Nymphen des Reliefs Chiaramontim).
Auch bei den Hekataia würde natürlich der besondere Vorgang
das besondere Attribut motivieren: statt des Tanzes fänden wir die
Mädchen gleichsam in Procession zur Feier der Göttin in der Neu-
mondnacht, wie bei Athenaeus 14, 645 doch wohl ein Mädchen
redet in Philemons Htuixti r\ Poöia

"Apieui, qpiXn öecnroiva, toOtöv tfoi cpepuu,
u) ttötvi5, duqpiqpujVTa Kai crrrovbnv äua.

Wem wir die Composition der mädchenumtanzten Hekataia
verdanken, können wir nicht wissen. Alkamenes war es allem An-
schein nach nicht. Er that den einen Schritt von der Herme zur

113) Körte Mitth. d. deutsch, arch. Inst. III S. 390, 156 hat Spitzohren und
Hörnchen übersehen und dadurch Conze in der Arch. Zeit. 1880 S. 3 K verleitet.
(Vgl. jetzt Milchhöfer in den Mitth. V S. 209, 1 und 216.)

114) Beschr. Roms II, 2, 642. Mus. Chiaram. T. 44.
 
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