Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

DOI Artikel:
Petersen, Eugen: Die dreigestaltige Hekate, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0066
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
62

völligen Dreigestalt, schwerlich auch gleich den zweiten noch einen
andern Dreiverein hinzuzufügen; am allerwenigsten er. wenn die
Exemplare Wabe mit den drei Mädchen um die Herme die ur-
sprüngliche Form geben, was freilich nicht zu erweisen ist.

Um die Neuerung zu verstehen, müssen wir uns freilich er-
innern nicht allein dass fast alle Götter und Göttinnen im Mythus
und Cultus von ähnlichem Mädchenchor umgeben sind, sondern
namentlich daran, dass auch die Kunst solches Verhältniss oft, wenn
auch nicht ebenso doch ähnlich, der grösser gebildeten Gottheit
die kleineren Gestalten zur Seite stellend, zur Anschauung gebracht
hatte. Die meisten Beispiele sind unter anderem Gesichtspunkte
schon erwähnt worden. Die neben den Götterwagen zu Fuss einher-
ziehenden Hören, Moiren u. s. w. der Francoisvase, auch die im
unteren Streifen den höheren Zwölf beigegebenen Dreivereine der
Ära Borghese gehören nicht ganz hierher. Stand aber nicht das
colossale Hermenbild des amyklaeischen Apollon unten von den
Hören und Chariten umgeben, ganz ähnlich wie unsere Hekate im
kleinen, und vergleichen sich nicht die tanzenden Niken um die
Beine des Zeusthrones in Olympia noch besser mit unseren Mädchen
als mit der Hekate selbst? Wie diese unten, so oben die Chariten,
Hören oder Moiren hier und in Megara um das Haupt des Zeus,
und ähnlich vielleicht früher schon über den Bildern der smyrnaei-
schen Nemesisbilder die Chariten des Bupalos115). Noch höher
ragten jene weiblichen Akroterienfiguren des aiginetischen Tempels,
Damia und Auxesia mit zweifelhaftem Rechte zu benennen, jeden-
falls Chariten und Hören verwandt und thatsächlich zu Häupten
der Athena im Giebel stehend. Auch bei Plinius' Worten 36, 13
von Bupalos und seinem Bruder Eomae eorum signa sunt in Palatino,
aede Apollinis in fastigio et omnibus fere quae fecit divus Augustus
kann ich mir schlechterdings nichts anderes vorstellen, als eben
solche, von den Künstlern jener Zeit so gern dargestellte Mädchen-
gestalten, in Zwei-, Drei- oder Vierzahl, wohl auch in Hellas schon
wie später in Rom über Tempelstirnen aufgestellt U5*). Vom Thron des
Zeus wanderten die Chariten und Hören ja auf die Stephane der
Hera, wie die Niken auf dasjenige der Göttin von Rhamnus, noch
unmittelbarer das Haupt der Göttin umtanzend.

115) Vgl. Paus. 9, 35, 2 mit 5, 11, 3 und 1, 40 wie auch 3, 18, 8.

115: ) Loeschckes Textänderung im Dorpater Programm von 1880 S. 4 kann
ich nicht billigen.
 
Annotationen