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losfest in Platää14). Die innere Structur jener verräth bei genauerem
Zusehen mit voller Deutlichkeit auch eine apologetische Tendenz. Sie
will erklären, warum es in Athen keine Dädaliden gab. Dädalos floh
und Endoios zog mit. Aber der Ahnherr aller hellenischen Bildkunst
musste doch ein Athener, einSpross des erdgeborenen attischen Königs-
hauses sein. Diese Nothwendigkeit trat in dem Augenblicke ein, als
der Sieg der attischen Kunst über die aeginetische und peloponnesische
Schule entschieden schien. Aehnlich wie der Jonmythos zur rechten
Zeit umgegossen wurde, als es Noth that; das Recht der attischen
Grossmachtsidee Freund und Feind klar zu machen, fand dann auch
die Dädalossage ihre höchste künstlerische Form 15). Dort war es
Euripides, hier Sophokles, der schon durch seine herrliche Er-
scheinung den Bildhauern näher stehen musste. den auch Perikles'
Freundschaft mit Phidias verband. Phidias und seine Genossen
standen unter dem Schutz der Athena Ergane, deren Cult wohl mit
ihnen nach Olympia wanderte16). Wenn sie nun auch Dädalos als
den ihrigen reclamirten, so konnte das nur gegen die gemünzt sein,
die sich Dädaliden nannten. Wer sie waren, darüber gibt vor Allem
eine Stelle des Pausanias Aufschluss, von der ich die Behauptung
wage, dass sie, ob sie gleich zu den best beachteten dieses Schrift-
stellers gehört, dennoch bisher arg missverstanden wurde. Bei dem
früheren Stande der Forschung war das begreiflich; bei dem jetzigen
aber glaube ich mit einer neuen Erklärung nur die Summe dessen
zu ziehen, was wir bereits im Einzelnen wissen. Die Stelle lautet17):
Töv öe 'Ovdrav toötov öuuug, Kai xexvns ig ra aTaXuaia övia AiYivaias,
ooöevög üöTepov Griaouev twv dirö AaibdXou xe Kai epYacrrnpiou toü
'Attikoö. Brunn übersetzt: „Diesen Onatas, obwohl auch er im Styl
seiner Werke der aeginetischen Schule angehört, werden wir den-
noch keinem nachsetzen von den Dädaliden und der attischen Kunst-
gilde."

Ich könnte mich mit dieser Uebersetzung zufrieden geben,
denn auch sie trennt Dädaliden und attische Kunstgilde. Wegen

14) Zweier Höctva, ihm ausdrücklich als kretisch bezeichnet, gedenkt Pausanias
I 18. 5. Phädra soll sie gestiftet haben, von Dädalos ist dabei keine Eede.

15) Ueber Ion mag man Wilamowitz- Möllendorf Kydathen S. 43 nachlesen.
Sophokles behandelte den Dädalosmythos in den Kamikiern und im Dädalos.
Letzteres Stück ist wohl mit Unrecht für ein Satyrdrama gehalten worden.

ld) Paus. V 14. 5.

1V) V 25. 13.
 
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