Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

DOI Artikel:
Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [2]: die Dädaliden
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0098
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
94

Eine solche Gruppe passt vortrefflich für die Meister der Dioskuren-
gruppe in Argos, passt auch für den Besteller. Bei Kleisthenes'
nicht durchaus ungetrübtem Verhältniss mit dem delphischen Gotte
wäre es ganz im Stile der Adrastos-Melanipposgeschichte gewesen,
die mythische Parallele im Heraklesstreit zu suchen und zu verherr-
lichen <i5). Und auch dass sich dieselben Götter bis auf Athene im
Besitze des Krösos wiederfinden mit denselben Künstlernamen (sie
gelten offenbar für alle, wenngleich nur der Herakles als ihr Werk
ausdrücklich erwähnt wird) weist auf die Gruppe hin, denn eine Reihe
Einzelgötter zu wiederholen, hat keinen Sinn 26).

Indess in der kurzgefassten plinianischen Biographie der bei-
den Künstler sind mir doch immer die ersten Worte höchst auffal-
lend. Marmore scalpendo primi omnium inclaruerunt Dipoenus et Scyllis,
nicht blos weil sie mit der folgenden Angabe über die Familie des
Melas nicht recht stimmen wollen, sondern an und für sich. Schade
dass Plinius keines dieser Marmorwerke ausdrücklich angibt, während
er die Marmorsorte zu bestimmen nicht unterlässt. Zu Rom sah er sie
freilich nicht, wie die Werke der Bupalos und Athenis. Er sah wohl
nie eines. Die Richtigkeit seiner Nachricht zugegeben, würden wir
zunächst darauf verzichten müssen die sikyonische Schule in irgend
welchen Zusammenhang mit diesen Meistern zu bringen. Dädaliden
und Dädalossöhne hätten dann blutwenig mit einander zu thun.
Denn von sikyonischer Marmorarbeit hören wir nach so glorreichen
Anfängen fast nichts. Das einzige sicher bezeugte Werk ist der
Zeus Meilichios des Polyklet (wohl des jüngeren). Möglich dass ge-
rade dieser Meister, der mit Skopas in Argos, mit Kephisodot und
Xenophon in Megalopolis gemeinsam thätig war, sich selbständig
der Marmortechnik zuwandte. Dann könnten ihm auch die Marmor-
statuen der Leto und ihrer Kinder, die ihm Pausanias nur unbe-
stimmt beilegt, wirklich gehören. Indess wissen wir doch immer
die bezeichnende Thatsache, dass er in Argos wie sein Bruder
Naukydes ein Erzbild der Hekate mit einer marmornen des Skopas
aufgestellt hat. Und dann finden wir auch später weder bei Lysipp
noch bei irgend einem seiner Schüler und Enkelschüler eine Spur
von Marmorarbeit. Im 36. Buch des Plinius sucht man aller-
dings die Dädaliden nicht ganz vergebens. Aber Dädalos' badende

25) Herodot V 67.

26) Sie können wohl schon von Alyattes bestellt gewesen sein. Die Art der
plinianischen Zeitbestimmung stimmt mit der des Byzes bei Pausanias nach Alyattes
und Kyaxares V 10. 3.
 
Annotationen