Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

DOI Artikel:
Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [2]: die Dädaliden
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0099
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
95

Venus ist von Stark demBithynier zugewiesen worden27), und Myron,
der als Schüler des Ageladas mitgerechnet werden könnte, ist mit
seiner trunkenen Alten glücklich beseitigt, und wenn es ganz am
Ende des Künstlerverzeichnisses, unmittelbar vor dem Schlusseffect
mit Sauros und Batrachos, noch heisst invenio et Canaclmm laudatum
inter statuarios fecisse marmorea so dünkt mich das nicht Zutrauen
erweckend genug, um es zu glauben. Eines aber beweisen diese
Stellen, dass Plinius gewiss nicht absichtlich die Dädaliden in
seinem Verzeichnisse übergieng. Ebensowenig ist es bis jetzt ge-
lungen , die Thätigkeit der Dädaliden an Tempelsculpturen wie
Griebelgruppen und Metopen nachzuweisen. In Olympia, Tegea
und Phigalia gibt es Gründe genug sie wegzuläugnen und sie am
Heraion anzunehmen, berechtigt uns meines Erachtens nichts. Auch
für Grabreliefe werden wir sie uns kaum beschäftigt denken können,
denn dass es solche in Sikyon gar nicht gab, geht aus Pausanias
II. 7.3 hervor.

Aber nicht blos von Aristokles abwärts finden wir das völlige
Verlassen der Marmortraditionen des Dipoinos und Skyllis. Auch
schon ihre nächsten Schüler scheinen den parischen Lychnites nie-
mals verwendet zu haben. Ueberliefert wird uns wenigstens von
Theokies Dontas und Dorykleidas als das Material ihrer Werke
Holz Gold und Elfenbein, und Tektaios und Angelion werden
wohl die alte Holztechnik, die sie ja auch auf ihren Schüler Kallon
übertrugen, fortgesetzt haben. Aus Marmor machten sie ihren deli-
schen Apollo gewiss nicht, sonst hätte die unsinnige Zeitbestimmung,
die Plutarch de musica 14. berichtet, nie entstehen können2S). Von
der Marmortechnik des Dipoinos und Skyllis werden auch die nichts
gewusst haben, die den Klearchos als deren Schüler erklärten, und
dabei von ihm nichts anderes kannten, als seinen Zeus aus ge-
triebenem Erz. Aber Dipoinos und Skyllis, sagt man, haben doch in
Marmor gearbeitet. Man hat sogar schon, freilich nicht mit allge-
meiner Zustimmung, behauptet, sie hätten nur in Marmor gearbeitet29)
und alles das einzig auf die Autorität des plinianischen marmore
scalpendo inclaruerunt. Nun kennen wir aber doch bei einer Reihe
von Werken das Material. Marmor wird dabei freilich nicht erwähnt

2?) Wenn man, wie Overbeck Schriftq. 2045 mit Grund thut, gegen Stephani
die Existenz des bithynischen Dädalos festhält, dann muss man doch auch an der
Zutheilung dieser aiif bithynischen Münzen erscheinenden Venus festhalten.

2S) Overbeck Schriftq. 335.

29) Vgl- darüber bei Brunn Kstlgesch. I S. 49.
 
Annotationen