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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Gomperz, Theodor: Dodonäische Aehrenlese, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0142
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denn welchem Künstler oder Kunsthandwerker (auch wenn man den
Namen eines solchen in V. 2 unterbringen könnte) hätte man es
wohl nachgerühmt, dass er selbst mit kunstverständiger
Hand' — eine einfache, jedes Schmuckes entbehrende, eiserne
Badestriegel angefertigt habe?! Und nur so löst sich auch der sonst
unbegreifliche Widerspruch zwischen der Geringfügigkeit der Gabe
und dem fürstlichen Range des Gebers. Nicht der — werthlose —
Stoff, nicht die — alltägliche — Arbeit verlieh diesem Weihge-
schenk seine Bedeutung, sondern einzig und allein die vornehme
Werkstatt, aus der es hervorgegangen. (Ueber den dilettantischen
Kunstbetrieb griechischer Fürsten vgl. Plutarch, Demetrius c. 20).
Wer aber war dieser 'König' und was bot ihm den Anlass zu solch
befremdlicher Widmung?

Die Antwort auf die zweite Frage enthält, wenn wir nicht
irren, das Wort xpilffuiubia des ersten Verses und unsere — dadurch
gebotene, im Wesentlichen doch wohl nicht unrichtige — Herstellung
von V. 2, der natürlich als Glied einer längeren Reihe zu betrachten
ist. Das Orakel selbst hatte eine Arbeit des fürstlichen Metall-
arbeiters verlangt und zugleich seine Kunstfertigkeit mit jener Ueber-
schwänglichkeit gepriesen, die dilettirenden Potentaten und Poten-
tätchen gegenüber allezeit im Schwange war. Auf die Wahl des
absonderlichen Vorwurfs konnte die im Wort epYacfia liegende Zwei-
deutigkeit Einfluss üben; vielleicht war dieser 'Herrscher' gleich
einem Hermeias von Atarneus aus dem Sklavenstande emporge-
stiegen und glaubte er dem Geheiss der Gottheit nur dann vollständig
zu genügen, wenn nicht nur ein 'Werk seiner Hand', sondern auch
ein Denkmal seiner einstigen 'Hantirung' die Orakelstätte zierte.

Unsere gesammte Ueberlieferung kennt bisher nur einen Ze-
niketes (die Namensbildung gleicht jener von 'ATToXXuuviKexng und
'IffueiviKerag) und dies war in der That ein Fürst, wenngleich nur
ein kleinasiatischer Raubfürst, der einen Theil Lykiens und Pam-
phyliens beherrschte und, von Servilius Isauricus nach tapferer
Gegenwehr besiegt (78 v. Chr.), den Flammentod der Gefangen-
schaft vorzog (Strabo 14, 671). Ist dies der Unsrige? Ich möchte
die Frage nicht mit Sicherheit bejahen, noch weniger mit Entschie-
denheit verneinen. Das dodonäische Heiligthum war in jener Zeit
verarmt und tief gesunken (s. Carapanos, Texte p. 170 ff.), allein
es konnte vielleicht eben darum in der Wahl seiner Gönner wenig
wählerisch sein und mochte sich auch zweifelhaften fürstlichen Exi-
stenzen gegenüber nichts weniger als spröde erweisen. Die aus-
nahmslose Auslassung des stummen Jota spricht für die vorausge-
 
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