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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Löwi, Friedrich: Bericht über die Antiken von Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0171
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grobe Fabrikswaare, aus einem weissen, sehr fein geschlemmten
unvollkommen gebrannten Thon, ausschliesslich in Theilformen her-
gestellt, von idolartigem fratzenhaftem Charakter mit unnatürlichen
Proportionen und Motiven, in denen antike und barbarische Ele-
mente sich mischen. Analogien für diese ungewöhnliche Gattung
finden wir auf heimischem Boden bisher nur vereinzelt, namentlich
im Rheinlande erwähnt. Für Frankreich hingegen beschreibt das
Werk von Tudot: Collection de figurines en argile oeuvres premieres
de Vart Gaidois. . . Paris 1860 unter Heranziehung von Beispielen
aus dem ganzen Lande einen grossen Fund vom Jahre 1856 in der
Nähe des Städtchens Toulon-sur-Allier, welcher unsere ganze Classe
in reich erweitertem Umfang nachweist. Die Fabrikation dieser
Thonwaaren scheint bis ins frühe Mittelalter hinein ausgeübt worden
zu sein, mehrere Male finden wir solche Figuren bereits mit christ-
lichen Attributen erwähnt. Da für die französische Fundstätte eine
Fabrik mit Brennöfen und Modeln nachgewiesen ist, für Salzburg
aber nichts dergleichen, so ist bei dem Vorkommen von gleichen
Typen ein Import immerhin als möglich anzunehmen.

Bei einem Theile der Stücke ist eine Anordnung nach Gruppen
möglich.

I. Mütterliche Gottheiten. 1 — 5. Zwei gleiche Exemplare
in Salzburg (Mus.-Nr. 264/5), drei in München und Reste. Thro-
nende7) weibliche bekleidete Gestalt mit hoher Haartour, mit zwei
Säuglingen an den Brüsten. H. 0175. Vergl. Tudot 1. c. pl. 25—28
mit unsrem Typus in der Mitte von pl. 25. Gaisberger Lauriacum
und seine röm. Alterth , in den Beitr. zur Landesk. f. Oesterreich
ob der Enns und Salzburg 1846 Taf. IV n. 5. 6, gleicher Typus.
Dorow Opferstätte und Grabhügel der Germanen und Römer am
Rhein 2. Heft Taf. VII Fig. 3: Exemplar mit einem Säugling aus
rothem Thon aus Alt-Trier in Luxemburg. Montfaucon Ant. expl. V
pl. CXXXVI p. 190.192: Exemplar mit einem Säugling aus St. Lomer
bei Blois, nebst anderen hloss erwähnten. Freudenberg Thonfiguren

menen Gegenständen, oder um eine umfassende Fälschung handeln. Für eine Anzahl
von Nach- und Weiterbildungen echter Thonstücke in Alabaster, sowie für einige
Thonstücke mit Inschrift-Fälschungen steht es fest, dass sie ad hoc gefälscht worden
sind. In der Sammlung des späteren Eigenthümers dagegen erscheint auch nicht
ein einziges mit den erwähnten modernen Fabrikaten gleichartiges Stück.

7) Der Thron hat die Form der spätantik üblichen geflochtenen Cathedra
mit hoher rund gebogener Rückenlehne, deren Rand mit einem dem Flechtstil ent-
nommenen Ornamente verziert ist. Vgl. die Sessel vom röm. Grabmal in Weyden
Rhein. Jahrbb. III Taf. V/VI C.
 
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