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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Petersen, Eugen: Der Reliefschmuck der Hekate von Hermannstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0182
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erscheinen zu lassen, dürfte dies doch die natürlichste Auffassung
sein. So hat es z. B. auch Jahn verstanden, wo er (die Entführung
der Europa S. 42, 5) unsere Figur als Analogie für die von ihm
als Priesterinnen gedeuteten Figuren anführt (a. 0. Taf. VI), eine
Analogie, die sogar bis in einzelne Theile der Darstellungen selbst
hineinreicht. Nahe liegt auch der Vergleich der Dresdener Pallas,
wo ja gewiss die in den Peplos eingewebten Bilder des Giganten-
kampfes gemeint sind. Etwas ferner liegen die sonst auch inhalt-
lich theilweise verwandten Harnischverzierungen von hellenistischen
Fürsten und römischen Imperatoren.

Fassen wir dagegen nur die übereinander liegenden Bildstreifen
ins Auge, so bieten die Tafel des Archelaos, Kameen, die Ära Ca-
sali, mehr noch die 'Bilderchroniken', ja selbst die grossen relief-
umwundenen Säulen nähere und fernere Analogien, während die un-
zweifelhafte Beziehung der Darstellungen auf einen bestimmten
Cultus und Kreis religiöser Vorstellungen vielleicht keinen Vergleich
näher legt als mit den reich geschmückten Mithrastafeln, so nament-
lich den von Stark herausgegebenen von Neuenheim und Oster-
burken. Für das Verständniss des Einzelnen an unsrem Hekataion
bieten freilich jene Analogien kaum oder nur geringen Nutzen: wir
sind in erster Linie auf die Darstellung selbst angewiesen.

Helios' Büste findet sich im obersten Theil zwischen den
Brüsten, ebenda, wo jene von Jahn gedeuteten Priesterinnen einen
schmuckartig gebildeten Halbmond tragen und wo einen Panzer
grade auch der Kopf des Sonnengottes ziert3). Gegen die Strahlen
des Helioskopfes halten mit ausgestrecktem Arme zwei Figuren, eine
auf der Wölbung jeder Brust dargestellt, eine Fackel. Die Figur
links (d. h. auf der r. Brust) ist deutlich als Knabe oder Jüngling
mit einer Chlamys gebildet, die andere cganz undeutlich erhalten,
wohl auch Knabe5. Dass an der einen Fackel nicht wie an der
andern eine Flamme zu sehn ist, kommt wohl auf Rechnung
schlechter Erhaltung. Doch könnte es auch als weitere Andeutung
dessen gelten, was man ja ohnehin verstehen muss, dass die Knaben
an den Strahlen des Helios ihre Fackel entzünden4), und wenn die

3) Benndorf u. Schöne Beschreibung des Lateran. Museums n. 204. Anders
Helios an der Augustusstatue von Prima porta.

4) Wie Prometheus an der Nabe von Helios Rad. Vgl. auch den nieder-
stürzenden Knaben (Blitz?), welcher seine Fackel mit der Flamme an den Hut des
schmiedenden Hephaistos hält, auf dem Neapler Sarkophag Wieseler Denkm. a.
K. 66, 841.
 
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