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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Hirschfeld, Otto: Inschriften aus Carnuntum, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0202
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214

der Stein von Carnuntum nicht ein Meilenstein und deragemäss
handelt es sich hier nicht um den Bau oder die Herstellung einer
Strasse; vielmehr kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, dass
das vorliegende Document nichts Anderes ist, als die Bauinschrift
des Lagers selbst, die, nach der Fundstelle zu schliessen, zu beiden
Seiten des Einganges in die Mauer des Prätoriums eingelassen war.
Vollständig analog in der Fassung sind die in dem Lager von Lam-
baesis gefundenen sechs Basen (C. I. L. VIII n. 2536 -41), in denen
die Namen des Kaisers Antoninus Pius und des Legaten C. Prastina
Messalinus im Ablativ stehen und darunter die einzelnen Cohorten
der legio III Augusta verzeichnet sind, die bei dem im J. 146 voll-
zogenen Baue des noch jetzt grossentheils erhaltenen Lagers mit-
gewirkt haben3). So besitzen wir also ein authentisches Zeugniss
für die bereits früher4) vermuthete Thatsache, dass unter Vespasian,
und zwar, wie wir jetzt mit Sicherheit sagen können, im J. 73 n. Chr.
das Lager von Carnuntum erbaut worden ist.

Es erübrigt noch, den fast gänzlich verlorenen Rest der In-
schrift zu ergänzen. Unzweifelhaft wird am Schluss der Name der
Legion gestanden haben, die den Bau des Lagers ausgeführt hat;
denn dass, wie in den eben erwähnten afrikanischen Basen die ein-
zelnen Cohorten genannt worden seien, ist, so lange nicht etwa
noch andere Exemplare der Inschrift auftauchen sollten, nicht als
wahrscheinlich anzunehmen5). Näher läge die Annahme, dass zwei
Legionen den Bau ausgeführt haben und daher auf n. 1 die eine,
auf n. 2 die andere verzeichnet gewesen sei. Jedoch spricht da-

3) Die oben ausgesprochene Ansicht über die Zeit der Entstehung des Lagers
von Lambaesis scheint mir die wahrscheinlichste Erklärung dieser Basen zu geben.
Auch Mommsen (C. L L. VIII praef. p. XXI Anm. 5) hat aus dem Umstände, dass
die bekannte Allocution des Hadrian (C. I. L. VIII n. 2532) in dem alten Lager
gefunden worden ist, geschlossen, dass zu Hadrians Zeit die Legion noch dort ge-
lagert habe und das neue Lager erst später erbaut worden sei. Die drei vor dem
J. 146 gesetzten Dedicationen, die in dem neuen Lager gefunden worden sind,
können sehr wohl aus dem alten Lager dorthin übertragen worden sein. Wol gleich-
zeitig mit diesem Lagerbau wird Antoninus Pius auch die Begründung der Gemeinden
Lambaesis und des nahegelegenen Verecunda vollzogen haben; denn dass ihm und
nicht M. Aurel, wie Wilmanns angenommen hat, diese vici ihre Entstehung ver-
danken, hat Mommsen (C. I. L. VIII p. 423) gewiss mit Eecht angenommen. Zu
obiger Annahme stimmt ferner vortrefflich, dass gerade im J. 147/8 die possessores
vici Verecundensis, wahrscheinlich unmittelbar nach Verleihuug des Gemeinderechts,
an Pius und das kaiserliche Haus eine Dedication vollziehen (C. I. L. VIII n. 4199).
*) Vgl. Kenner Noricum und Pannonien S. 21; Mommsen C. I.L.III p. 550,
5) Dass in Lambaesis die einzelnen Cohorten sich nennen, ist vielleicht daraus
zu erklären, dass bei diesem Bau nicht sämmtliche Cohorten der Legion beschäftigt
waren. Doch möchte ich hier nicht einen Schluss ex silentio wagen.
 
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