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Eine archaische Inschrift,

Der Güte des Hrn. Comparetti verdanke ich die Kenntniss
seines im jüngsten Hefte der Rivista di filologia veröffentlichten Auf-
satzes cDue epigraß greche qrcaiche. Die höchst originelle Behand-
lung, welche der hochverehrte College dem zweiten dieser Stücke
angedeihen lässt — es ist dies das alte Sphinx-Räthsel C. I. G. 5 -
Inscript. antiquiss. 550 — hat auch mich zu einigen kritischen Be-
merkungen angeregt. Derselbe liest jene Gefäss-Umschrift wie folgt:

Aig tt€7T<\/)ut' ibdug (= eibuug), tuji övvue Tra[u]aT3 öxr)(o~)eiv.

Die Erklärung und Rechtfertigung dieser Lesung will ich so weit
als möglich mit den Worten ihres Urhebers anführen. Aig gilt ihm
auf Grund bekannter Grammatiker - Zeugnisse als eine Nebenform
von Zeug. Der Ausdruck tt6ttvut(ou) eibwg sei eine 'espressione oppor-
tuna a significare V onnisciente sapienza di Zeus . Ueber övvue heisst
es, Niemand werde von der 'volgare assimilazione övvue per öuvue'
überrascht sein. Wie öxrjcreiv zu verstehen ist, erhellt aus der Pa-
raphrase des ganzen Verses, welche — mit Rücksicht auf die bild-
liche Darstellung des Gefässes — also lautet: 'Duo uomini in luogo
deserto assaltano un viandante e minacciando colla spada sguainata
gV ingiugnono di giurare per Zeus che e profondo conoscitore di ogni cosa,
di portar loro degli averi. Forse si tratta di una rivendicazione violenta,
poiche parebbe strano, che predoni invocasseroDio come testirnone e conscio
di ogni cosa.

Dagegen habe ich — um von jenen Einwänden, die sich nicht
wenigen Lesern wohl von selbst aufdrängen und auch von der Häu-
fung so vieler Singularitäten abzusehen — Folgendes zu erinnern:

1. Die zur Restitution aufgewendeten kritischen Hilfsmittel
sind keineswegs gelinder Art. Zwei Buchstaben werden einge-
schoben und ein dritter (M = u in Trauen:5, wofür M = ö über-
liefert ist) wird verändert, obgleich er nicht nur in Tischbeins
Facsimile (unserer einzigen Quelle, da das Original verschollen ist)
klar und deutlich erscheint — genau so gebildet wie noch zweimal
in dieser kurzen Inschrift —, sondern sich auch mit seiner Um-
gebung zu einem sprachlich und metrisch tadellosen Worte zusam-
menschliesst.

2. Es scheint gewagt, die bildliche Darstellung auch nur als
'Gegenprobe' herbeizuziehen, da die Deutung derselben keineswegs
feststeht. Otto Jahn und Birch, auf welche Herr Comparetti selbst
verweist, haben in der Mittelfigur nicht einen Angegriffenen und
 
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