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zwei antiken Basen aufgehisste ideale Fahne, die in der Sommer-
gluth bis zur Unkenntlichkeit verschoss, desgleichen durch einen
grossen Doppeladler, den unsere jungen Freunde für den ersten
festlichen Empfang des Commandanten auf eine Bretterwand des Ma-
gazins mit wetterfester Schwärze anmalten und der mit dem Namen
des Kriegsschiffes und einer Bezeichnung der Expedition in Rund-
schrift versehen auf den Flugbändern der Krone das „viribus unitis"
in einem neuen Sinne trug. Es verstrich indessen geraume Zeit, ehe
dies Alles zu Stande und in Ordnung kam; denn die blosse Instal-
lation des Nothwendigsten erforderte unter den ungewöhnlichen
Umständen unserer Lage Anstrengungen in Menge.

Schon die Landung unserer Habe an der unbewohnten klippen-
reichen Steilküste der Jalibai war mit Schwierigkeiten verbunden,
und in noch höherem Grade ihr Transport drei starke Stunden
weit hinauf auf den Gipfel des 2400 Fuss hohen Berges von Gjöl-
baschi. Auf den über Stock und Stein rasch emporführenden, durch
Busch und Fels verengten Saumpfaden vermochten die von Haus
aus schwachen schlechtgenährten Lastthiere — ein lykisches Kameel
trägt durchschnittlich nicht mehr als hundert Kilo — nur geringe
Lasten hinaufzubringen. Tausend Bretter hatten wir in einem Kaik
aus Makri erhalten , zweihundert längere und sehr starke Pfosten
aus Smyrna nachbezogen. Die letzteren mussten am Strande für
das Emportragen verkürzt, schwere Schlitten, die für den Trans-
port der Steine in Triest gebaut worden waren, wieder zerlegt, die
Nägelfässer wie überhaupt alle das genannte Gewicht überschreitende
Stücke erleichtert werden. Wo keine Erleichterung erfolgen konnte,
wie bei den langen baumstarken Halb - und Rundhölzern, mühten
sich Lastträger ab, von denen in der Regel sechs bis acht zusammen
einen vollen Tag brauchten um einen Stamm hinauf zu schaffen.
Dazu kamen Winden Flaschenzüge und sonstige Instrumente, lange
Ketten, zwei grosse Taue, Fässer Säcke und Packete mit Lebens-
mitteln, überdies unser Privatgepäck, im Ganzen eine beträchtliche
Masse, die doch durch beständige Nachlieferungen im Laufe der
folgenden Monate aus dem zwanzig Seemeilen weit entfernten Insel-
städtchen Castellorizo, aus Rhodus, Adalia und Smyrna, ja sogar
aus Triest und Wien ergänzt und vervollständigt werden musste.
Es währte mehrere Wochen und erforderte gleich anfangs gegen
hundert Kameele, um die Hauptmasse an Ort und Stelle zu bringen.
Ohne Verderb und Einbusse konnte es dabei nicht abgehen.
 
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