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gestattet, musste die Bildung von Städten erschweren, während er
die Unabhängigkeit und das friedliche Gedeihen zahlreicher kleinerer
Gemeinden in hohem Grade begünstigte. Von dem reichen Leben,
das sich an der Westküste Kleinasiens entfaltete, war Lykien durch
die Naturwildnisse des Dolomantschaigebietes abgedrängt; zu ma-
ritimer Verbindung luden nur wenige Häfen ein und ihnen fehlte
fast überall ein offenes Hinterland, während den grösseren Strand-
ebenen umgekehrt die natürlichen Häfen fehlten. So war also Alles
zu einer Isolirung und Zersplitterung prädestinirt, welche in der
staatlichen Form und den selbständigen Geschicken des lykischen
Gemeindebundes ihren historischen Ausdruck fand. Für eine An-
siedelung in grösserem Stil bot allein das nach Süden offene Xan-
thosthal die erforderliche Grundlage; hier entstand die Hauptstadt
des Landes, die sich mit Patara Tlos und Pinara in den Besitz der
ungemein fruchtbaren Flussebenen theilte und vom Süden herauf,
von Kypros und Kreta, früh Elemente einer älteren Cultur aufnahm.
Für Entwicklung städtischer Cultur kamen ausserdem lediglich
die mehr oder weniger ausgedehnten ergiebigen Küstenebenen von
Makri-Telmessos, Myra, Limyra und Phaseiis in Betracht. Es ist
daher kein Zufall, dass mit diesen Namen bereits die Zahl der
Städte erschöpft ist, die in dem lykischen Bunde vorortliche Be-
deutung besassen. Die übrige Bevölkerung, die man in vorchrist-
licher Zeit schwerlich viel dichter und begüterter als heutzutage zu
vergegenwärtigen Anlass hat, wohnte auf Plätzen, welche auch wo
Kunst ihnen Festigkeit verlieh, selten den Namen einer Stadt be-
anspruchen konnten, oder war in zahllose offene Flecken und Land-
sitze zerstreut, denen naturgemäss jede geschichtliche Bedeutung
versagt war. Das Bedürfniss nach engerem ADSchluss kann in
diesen laxen Zuständen nicht gefehlt und mag sich unter jedem
Druck von Aussen periodisch erneuert und lebhafter entwickelt
haben — Plinius kannte in Lykien siebenzig Orte, die sich zu
seiner Zeit, vermuthlich in Folge von Zusammensiedelung, auf sechs-
unddreissig reducirt hatten — allein es fand jederzeit in den blei-
benden Naturverhältnissen seine unübersteigbaren Schranken. Manche
lykische Orte sind ihrer Existenz nach nur aus ihren Ruinen, ihre
Namen nur aus Inschriften bekannt, gar viele mögen die Cultur
der Schrift überhaupt nicht oder nur spät erreicht haben. Je weiter
man vom Xanthosthal aus nach Ost und Nordost vordringt, um so
seltener stossen grössere Trümmerplätze auf, um so weniger will
es gelingen und um so weniger Interesse hat es ihnen Namen an-
 
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