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deckung, in der trotz ihrer Beschädigungen eine umgebogene Tiara
erkennbar ist. Zu beiden Seiten neben ihm in seiner Nähe stehen
auf der Estrade, die Figur voll dem Beschauer zugewendet, zwei
Diener, rechts ein Schildträger, links in graziöser Fussstellung ein
Jüngling, der über dem kurzen Chiton wie es scheint einen Panzer
trägt und die Hände am Kopf hält, etwa um sich eine Binde anzu-
legen*). Linkerhand im Rücken des Herrschers knieet seine Leib-
wache auf der Erde, eine sich aufrollende Front von vier gleich-
mässig gerüsteten und wie in Parade bewegten Hopliten. Sie haben
sich auf das rechte Knie niedergelassen und halten einen grossen
runden Schild am linken Arme so, dass er aufrecht auf der Erde
steht; zwei von ihnen schultern lange Lanzen, die beiden andern
halten in der gesenkten Rechten das blank gezogene Schwert gegen
die Erde. Ein weiterer Schildknecht steht, wie die Satelliten der
Estrade in Vorderansicht, rechts am Ende des Blocks, etwa als
Wächter des Eingangs. Vom Eingange herkommend ist jedesfalls
die letzte Figur dieser Scene zu denken, die sich unmittelbar links
neben dem Wächter befindet; in ihr liegt offenbar der Schwerpunkt
des Ganzen. Es ist ein bärtiger Mann, wie es scheint ohne weitere
Waffen als einen Helm auf dem Kopfe, welcher gegen den Herr-
scher gewendet wie in Anrede den rechten Arm erhebt und dabei
den linken Fuss auf eine eigenthümliche, nicht näher charakterisirte
oder nicht näher mehr erkennbare Bodenerhöhung setzt. Die Art
wie er dies thut, nicht in gewöhnlicher Schrittstellung, sondern wie
behutsam tastend, indem die linke Hand auf dem erhobenen Knie
ruht, verräth einen ungewöhnlichen Vorgang. Nach Analogie des
berühmten Bildes der Perservase im Museo nazionale zu Neapel**)
denkt man an die von Aelian überlieferte orientalische Sitte, nach
welcher diejenigen, welche dem Herrscher in wichtiger Angelegen-
heit Rath kündeten, einen goldenen Plinthos betraten.

Nicht ohne inneren Zusammenhang lassen sich dann die Reliefs
verstehen, welche sich rechts anschliessen und ohne Abschnitt bis
an das Ende der Reihe fortlaufen. Offenbar erläutern sie den In-
halt der Rede, die der Eingetretene an den thronenden Herrscher

*) Wie die sich Küstenden auf der Durisschale des österreichischen Museums
(Conze Vorlegeblätter VII 1). Die graziöse Fussstellung kehrt wieder an der Figur
eines sich Rüstenden auf der Troilosschale des Euphronios (Conze Vorlegeblätter
V 6, Klein Euphronios S. 80).

**) Heydernann die Vasensammlungen des Museo nazionale zu Neapel n. 3253
Bötticher archäol. Zeitung 1860 S. 71.
 
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