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schieben. Auf dem Wagen steht, sich am Rande anhaltend, ein
mit Rundschild Panzer und Helm bewaffneter Krieger und rechts
hinter ihm ein Wagenlenker der sich ihm en face zuwendet. Zügel,
Zaumzeug, auch ein Viertel des Radkreises und der Schwanz des
vordem Pferdes sind nicht plastisch wiedergegeben und zählen zu
den vielfachen Details, welche auf einstige Zuthat von Malerei
schliessen lassen. — Auf dem Block welcher unter dem Viergespann
an den Thürsturz anstösst, ist eine lykische Localsage abgebildet,
das Abenteuer des Bellerophon mit der Chimaira, deren Name an
den brennenden Feuern von Janar heftete*). Der Kampf hat den
Charakter einer Verfolgung. Die Chimaira, in der gewöhnlichen
griechischen Gestalt als eine Löwin mit Schlangenschweif und einem
Ziegenkopf auf dem Rückgrat, flieht nach rechts auf etwas erhöhtem
Boden, der dem Gebirgsschauplatz der That gilt; ihr hinterdrein
eilt auf dem anspringenden Pegasos lanzenschwingend der jugend-
liche Held, der ein erstes Geschoss bereits auf den mittleren Kopf
des Ungethüms entsendet hat. Zwei Bäume begrenzen das Bild zu
beiden Seiten. — Der links anstossende dritte Block zeigt eine in
entgegengesetzter Richtung componirte Entführungsscene. Ein mit
Chiton Helm und Schild ausgestatteter Krieger, in energisch aus-
greifendem Eilschritt begriffen, trägt eine mit ausgebreiteten Armen
klagende jugendliche Gestalt im Arm, die nach ihrem allerdings
nicht ganz deutlichen Kopfschmuck weiblich sein wird.

Von der nach Osten in zwei Streifen weiterlaufenden, wie
bemerkt um eine Lage tieferen Darstellung waren im Baue, wie wir
ihn vorfanden, nur elf Blöcke vorhanden, ihre Fortsetzung bis in
die Hofecke fehlend. Durch Funde ist sie im Ganzen auf sechzehn
Stück gebracht worden, deren Abfolge durch Proben noch festzu-
stellen ist: eines dieser zugefundenen Stücke gibt den Beweis, dass
sie um die Hofecke auf die Ostseite übergriff. Sie schildert eiü
Gelage von bärtigen Männern mit Tanz und Spiel, in der Weise
älterer griechischer Vasenbilder, aber mit verschiedenen abweichenden
Zügen, deren stereotype Wiederholung auf andern lykischen Grab-
denkmälern dem Ganzen einen gewissen Localcharakter aufprägt.
Die beiden Streifen stehen in innerer Beziehung zu einander. In

*) Vielleicht ist der Ort für diese Darstellung unmittelbar neben der Thür
gleichfalls mit Eücksicht auf die religiöse Bedeutung gewählt, welche der Cnimaira
und dem Pegasos wie allen phantastischen Mischbildungen nach antiker Vorstel-
lungsweise innewohnt.
 
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