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212

treffend erschien, weiterer Prüfung empfohlen und vorbehalten
bleiben, während ich an dieser Stelle mich zunächst auf eine
Schilderung des Thatsächlichen zu beschränken habe.

Durch Neuheit und einen grossen Reichthum an lebendigen
E'nzelzügen überrascht hauptsächlich das Bild der belagerten
Stadt (Tafel VII VIII unten). Bezeichnet ist sie durch zwei mit
tiefen Schatten in die Augen fallende spitzbogige Thore, durch fünf
in gleichen Intervallen von einander abstehende viereckige Thürme
und durch die Zinnen, welche über den Thürmen und zwischen ihnen
als Bekrönungen der Stadtmauer durch die ganze Darstellung hinlaufen.
Ihre Tiefenerstreckung deutet am linken Ende ein rückwärts noch
zum Vorschein kommender Thurm und rechterhand das Schluss-
profil der Stadtmauer an, welche hier eine steile Anhöhe hinaufläuft.
Häuser und Gebäude im Innern der Mauern fehlen. Wie die Orts-
gottheit den Ort repräsentirt, steht statt ihrer eine zwischen dem
ersten und zweiten Thurme von links mit einem grossen Firstakro-
terion sich erhebende Giebelfront eines Tempels, von dem man bei
schärferem Zusehen in Verkürzung auch noch die eine Dachseite
mit einer an ihrem unteren Rande hinlaufenden Reihe von Stirn-
ziegeln wahrnimmt. Klar geordnete Sehaaren von Vertheidigern
und Angreifern und zwei thronende Herrschergestalten auf dem
Centraiblock der obern Reihe, der sich auch durch eine gedrängtere
Fülle von Figuren und ein besonders tiefes Relief als das bedeu-
tendste Stück heraushebt, vollenden das Bild der Stadt.

Angesichts der Herrschergestalten kann man schwanken ob
Menschen oder Götter gemeint sind. Beide sind gleichmässig in
Dreiviertelwendung nach rechts, wo eine dienende Figur neben ihnen
steht, aber ohne Beziehung zu einander und keinesfalls als ein zu-
sammengehöriges Paar dargestellt, da die weibliche Figur höher
als der Mann und in einiger Entfernung von ihm thront. Genau
über dem ersten Thore linkerhand sitzt auf einem gedrechselten
Sessel der Mann, der mit der Rechten das Scepter aufstützt und in
seinem vollen Barte, den durchfurchten Gesichtszügen und der lässi-
gen Haltung seiner Gestalt sich wie ein greiser König ausnimmt.
Ueber seine Beine ist ein Gewand gebreitet, während Brust und
Arme nackt sind, die Füsse hat er auf einen Schemel gestellt, die
linke Hand ist vorgestreckt, unklar in welcher Absicht, da die be-
treffenden Partien sehr gelitten haben. Rechts neben ihm ist nur
im Obertheil ein Knabe mit phrygischer Mütze sichtbar, der den
 
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