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rechten Arm erhebt, die linke Hand in die Gegend der rechten
Brust führt, als ob er ein grosses Trinkhorn oder dergleichen ge-
halten hätte. Unter dem Sessel liegt ein wenn die Erhaltung nicht
täuscht dem Katzengeschlechte angehöriges grosses Thier, links
daneben sitzt mit verschränkten Armen und eingezogenen Füssen
ein nackter Jüngling auf dem Boden, etwa ein Gefangener *). Durch
höheres und zugleich prächtigeres Thronen ist die weibliche Figur
ausgezeichnet, die dadurch das Aussehen einer Göttin gewinnt. Sie
sitzt in einem grossen viereckigen Lehnstuhl,, dessen Seitenarme
eine Sphinx stützt und vor dem schräg eine breite Fussbank ge-
gestellt ist, deren Seitenwände Thierfüsse zieren. Ihr rechter Arm
ruht graziös auf der Armlehne, ihr linker im Schoosse; sie ist mit
einem doppelten Gewände bekleidet und trägt einen Polos auf dem
Kopf. Ueber ihr ist ein Sonnenschirm ausgespannt, den wohl die
rechts neben ihr stehende Dienerin hält, von der nur Kopf und
Brust zu sehen ist.

Mit erstaunlich wenig Figuren ist der Kampf selbst in seinen
charakteristischen Hauptmomenten anschaulich gemacht. Vom linken
Ende an bis in die Mitte des Bildes herein ragen über den Mauer-
zinnen die Obertheile von Vertheidigern hervor, welche in höchster
Anstrengung Lanzen und Steine oder mit beiden erhobenen Händen
grosse Blöcke niederschleudern; sie tragen Helme Sturmhauben
oder phrygische Mützen**) und führen beinahe durchgehends grosse
runde Schilde am Arme. Ihnen entsprechen unten zwei Gruppen
von Anstürmenden, welche aufblickend und mit hoch erhobenen
Schilden sich deckend, dicht zusammengedrängt eine Anhöhe, oder
wie man nach der Terrainzeichnung glauben möchte, den Festungs-
wall übersteigen. Beide Gruppen bestehen nur aus drei Figuren,
entwickeln aber durch folgerichtig individuelle Anlage, feine Nuan-
cirung und formell durch eine sehr glückliche Vertheilung von
Licht und Schatten ungemeines Leben. Unterschieden sind sie nicht
blos durch die Tracht — die einen haben spitze Helme und leichte

*) Die Haltung erinnert an eine bekannte Statue der Villa Ludovisi, Schreiber,
die antiken Bildwerke der Villa Ludovisi n. 118.

**) Gichtiger wohl Lederhelme in Form von phrygischen Mützen, wie Stud-
niczka bemerkt mit Hinweis auf Xenoph. Anab, V, 13, wo es von den Mossynoiken
heisst: xitujv(ökou<; bä eve&üxeaav uirep Yovdxuuv , -rrdxcx; ii)<; Xivoö axpwuaxo-
beauou, fe-rri xrj KeqpaXrj oe xpävn atamva, ouhrep xa TTaqpXcrfovtKÖ, KpuußüXov
ixovxa Kaxä (ieaov, if^vjaja xiapoeiofj kxX.
 
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