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getümmel abgewandt, in feierlich aufrechter Haltung steht er da,
beide Arme hoch erhebend, an dem einen den grossen runden Schild,
der wie im Affect der inneren Vertiefung mitfortgerissen die Ge-
berde um so ausdruckvoller macht, die Hand nach aussen geöffnet,
um die Abwehr von Schmach und Niederlage zu erflehen. Ihm zur
Seite kniet ein Kampfgenosse mit dem Opfer beschäftigt; zusam-
mengedrückt zwischen Knieen und Schenkeln hält er einen Widder,
dessen Kopf er mit der Linken in die Höhe gezogen hat, während
er mit erhobener Rechten das Schwert schwingt um ihn zu tödten.
Opfer und Gebet also in der drängenden Noth der Schlacht.

Am äussersten rechten Ende der Mauer, ausserhalb der Stadt
und ohne ein trennendes Glied von dem Amazonenkampfe abge-
schieden, finden sich schliesslich einige Figuren, welche nothwendig
zu dem Bilde der Belagerung gehören. Auf dem oberen Blocke
sieht man nach rechts berganstehend einen Esel der zwei quer auf
seinem Rücken liegende leere Gefässe oder Bündel trägt, hinter ihm
sodann in gleicher Richtung den Treiber, einen bärtigen Alten mit
gekrümmtem Rücken, spitzem Barte und einer hohen Mütze, und von
den Knieen an sichtbar eine en face gezeichnete deutlich bergauf
steigende weibliche Gestalt welche auf dem Kopfe einen breiten
cylindrischen Korb hält, den sie mit beiden Händen unterstützt.
Also das Volk flüchtet aus der verlorenen Heimath, und mit ihm
das fürstliche Geschlecht, wie unverkennbar gegensätzlich die vor-
nehme Auszugsscene des unteren Blockes hervorhebt. Auf einem
ruhig nach rechts schreitenden Maulthiere sitzt nicht rittlings son-
dern quer in einem Reitsessel, die Figur dem Beschauer zugewandt,
die Füsse auf einen breiten bretartigen Bügel gestellt und nach
rückwärts umblickend eine bekleidete weibliche Gestalt, die mit
beiden Händen ein über ihrem Kopfe im Bogen flatterndes Gewand
hält; geleitend folgt ihr von links ein anscheinend jugendlicher Krieger
mit Chiton Lanze und Helm; ihre anmuthige Haltung erinnert

*) Paus. X 27,4 Kißuuxöv b£ eirl övov Kai äXXa tujv öKeuiuv eicriv ävaxi-
6evxe<; oiKexai" KaGnxai be etil övou rraibiov |uiKpöv, worauf Böttiger Archäologie
der Malerei S. 329 mit Recht, wie ich glaube, das Sprichwort TToAuyvujxou övoq
bezog. Hesych. TToXuyvujtou xou tuuypdcpou ovo«; eaxi YeTP°'f-lu^v0?; evav-
xiok; erreaxpauuevo<;, kou{£ujv axeuocpöpov Kai xr)v uupawnv ** ^ayaiöv, Kai
avÖKeixai Iv xiu 'AvaKefw. Da in dieser Stelle eine Lücke constatirt ist, so hat
die Anführung des Aufstellungsortes im Anakeion zu Athen nur Geltung für den
Hasen, nicht für den Esel, der auch in einer Darstellung des Leukippidenraubes
schwer zu vergegenwärtigen wäre.
 
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