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an die thronende Gestalt auf der Höhe der Stadt. Diese Scenen
haben typischen Werth: auch die Iliupersis des Polygnot endete mit
einem Auszuge, in dem ein Esel*), mit Gepäck beladen, eine Eolle
spielt, charakteristisch dort wie hier für das Ende wie das ab-
ziehende Schiff des Menelaos und die gelandete Griechenflotte für
den Anfang.

Aeusserst bemerkenswerth, wenn nicht geradezu bisher beispiel-
los in griechischer Plastik, ist die perspektivische Anlage des ge-
schilderten Bildes. Sie erstreckt sich nicht etwa wie sonst auf ein
gelegentliches Durchbrechen und Beleben des strengen Reliefstiles,
sondern eine Menge perspectivischer Einzelheiten stehen unter sich
in verhältnissmässig so genauer Uebereinstimmung, dass sie sich zu
einer freilich immer idealen Totalconstruction zusammenfügen. Der
Sehepunkt ist gegen das rechte Ende hin zu denken, wo man in
die sich entwickelnde Tiefe der beiden Phalangen hineinblickt. Von
hier aus präsentirt sich gleichmässig nicht blos das Bild des Königs
mit dem neben ihm am Boden sitzenden Gefangenen, wie der thro-
nenden Frau und der von ihnen heranrückenden Kriegerreihen, son-
dern die divergirenden Gruppen der Angreifer gewinnen an Leben
und die Zeichnung der gesammten Oertlichkeit löst sich im Grossen
und Ganzen in eine einheitliche Ansicht auf. So der Tempel mit
seiner nach rechts verlaufenden Dachseite, der am linken Stadtende
oben zum Vorschein kommende Thurm der nach rechts rückwärts
einbiegend gedachten Mauer, der am entgegengesetzten Ende die
Berglehne hinauflaufende Mauerabschluss, die beiden Thore sowohl
nach dem Einblick in ihren Durchgang wie nach ihrer Lage dicht
bei den Thürmen, deren linke Kanten sie beinahe überschneiden, und
sogar die Zeichnung der Thorzinnen, von denen immer die dritte
von links gezählt rechtshin Seitenansicht besitzt. Wesentlich die
Opfer- und Gebetscene ist nicht mit einbezogen, die sich daher auch
in diesem Sinne bedeutungsvoll isolirt.

Das bergige Terrain und die Spitzbogen der Thore lassen auf
eine lykische Stadt schliessen; die Sichelschwerter und den Flü-
gelschmuck der Helme, den mehrere Figuren der belagerten Partei
zeigen, hebt Herodot als Kennzeichen der lykischen Waffentracht
hervor*).

*) Herod. VII 92: AOkioi .... 6uupr|Koqp6poi xe eövxe<; Kai Kvrnuiöocpöpoi
elxov 6£ xö£a Kpaveiva Kai ö'iöxoix; KaXa^ivout; äirxepouc; Kai ÖKÖvxia, eiri bk
axjöc, bep^axa -rrepi xouq aif-ioui; aiwpeö^eva, -rrepl be xrjat Kecpa\r)Oi tti-
Xov c, -rtxepo 101 -rrep i eöxecp a vm |ue v ou <;■ eYXetP^ia ^£ Ka' öp^-rrava
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