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220

Nordwand

Die Darstellungen der Nordwand, welche durch mehrere in
der Mitte und zwei in der rechten Ecke fehlende Blöcke lücken-
haft waren, bestehen aus zwei gegenständlich geschiedenen ungefähr
gleich grossen Theilen, die also den beiden Hälften der Südseite
entsprechen, welche das Eingangsthor scheidet. Auf der rechten
östlichen Seite war oben eine Jagd, unten eine Kentauromachie
angebracht; die beiden Friese der linken westlichen Seite sind in
ein grosses Gemälde zusammengezogen, das sich als das ausführ-
lichste und kunstgeschichtlich wichtigste Bildwerk der Leukippi-
densage bezeichnen lässt.

Die Reliefs der rechten Seite bieten ein geringeres In-
teresse, haben auch stark gelitten. In guten scharfgezeichneten und
wie immer ungemein ausdrucksvollen Silhouetten erscheinen sie wie
rasch und weitläufig hingeschrieben um den leeren Raum zu füllen.
Zwei Löwen, zwei Eber, zwei Reiter, ein Bogenschütze und drei
mit der Lanze oder dem Schwert angreifende Jäger bilden das
ganze Requisit der langgedehnten Jagd. Auf acht Blöcken, welche
der Bau von dem untern Friese bewahrt hatte, compariren nicht
mehr als acht Einzelkämpfe der Kentauromachie, welche nicht durch-
schnitten wie sonst, sondern eingerahmt sind von den Stossfugen,
so dass auf jedem Block gleichmässig ein Kentaur und ein Lapithe
zu sehen ist. Die Kampfschemata wechseln durchaus und die
weitausholenden Bewegungen der Lapithen, die flott geschwungenen
Pferdeschwänze der Kentauren bringen Leben in die Zeichnung;
mit ihren langen lichten Stellen lässt sie aber doch ein Gefühl der
Leere zurück, als ob der Besteller gedrängt oder die Arbeitslust
der ausführenden Künstler versagt hätte.

Um so prächtiger entfaltet sich noch einmal die ganze Freude
an bildlicher Erzählung in den Reliefs der linken Seite, deren
Erhaltung zwar merklich nach der Mitte der Wand zu abnimmt,
aber noch überall einen vollen Einblick in den poetischen Reich-
thum ihrer Idee und genügende Schlüsse auf die Art und Weise
ihrer Durchführung gestattet. Die Darstellung gruppirt sich um
eine grosse Architektur in ihrer Mitte, welche der Breitenausdehnung
nach etwa ein Sechstel ihrer Länge und in der Höhe beide Steinlagen
einnimmt. Es ist ein schräg in Perspective gestellter stattlicher
Antentempel, von dem man die mit einem hohen Firstakroterion be-
krönte Giebelfront und die zwischen den Anten stehenden beiden
Säulen, welche ohne Basis und Capitell sind, rechterhand, die lange
 
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