Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
221

Flucht der Cellawand und der Dachseite linkerhand sieht; Einzel-
gliederungen fehlen dem Gebälk wie dem Dache und könnten durch
Malerei verdeutlicht gewesen sein. Das Dach des Tempels über-
schneidet vier Figuren der obern Reihe, so dass diese als im Hin-
tergrund befindlich nur von den Knieen oder der Brust an zum
Vorschein kommen.

Ein Heiligthum ist also Schauplatz der Begebenheit, welche
die zwei zu beiden Seiten desselben hinlaufenden Friesstreifen
schildern, und zwar hat sie sich an einem Opferfeste ereignet, wie
der obere Friesstreifen rechterhand näher ausführt. Ein mit er-
sichtlicher Liebe detaillirtes religiöses Genrebild ist hier vor Augen
gestellt. Ein Opferdiener hantiert vor einem langen Tisch, von
dem ein grosses Fell oder dergleichen herabhängt und auf welchem
vielversprechend zwei colossale bauchige Mischgefässe in eigenen
Ständern stehen. Auf einem weitern Tische liegt ein höchst natur-
getreu gezeichneter getödteter Widder, mit dem Kopf herabsinkend,
die Beine auseinanderfahrend, den Bauch nach oben, welchen zwei
Diener mit sorgsamster Angelegentiichkeit ausweiden, wie noch
jetzt von Griechen und Orientalen kein Geschäft mit grösserer
Andacht verrichtet wird. Mit einem gefüllten Schlauche kommt ein
dritter herzu, während ein vierter mit einem Henkeleimer und einer
leeren Amphora fortspringt um Wasser zur Stelle zu bringen.
Gleichfalls bereits geschlachtet liegt weiterhin ein gewaltiges Rind
mit dem Rücken auf dem Boden; ein Mann mit zwei Knaben
zerren seine Beine auseinander und halten sie nieder, um dem
Schlächter Platz zu schaffen, der hinter ihm stehend und eifrig nie-
dergebückt mit dem Messer den Bauch aufschlitzt oder das Fell
abweidet. Für irgend eine nicht mehr erkennbare Verrichtung ent-
fernt sich ein Alter mit gekrümmtem Rücken, der einen Schurz
um die Lenden trägt; zwei grosse offenbar metallene Kübel mit
dünnen niedrigen Füssen und ein dreibeiniger Klapptisch, auf dem
sich ein kleines einhenkliges Gussgefäss und ein breites Convolut
befindet, beendigen dann die Scene.

Die zum Opfer gehörige Festgemeinde ist unterhalb desselben
vorgeführt. Bestürzt, in Aufregung versetzt, still jammernd oder
laut klagend gibt sie zu verstehen, dass ein Unglück über sie her-
eingebrochen ist. Wie in lebhaftem Gespräch kommen zwei Männer
rasch aus den Intercolumnien des Tempels hervor. Rechts daneben
an erster Stelle*, en face gegen das Heiligthum gewendet, steht im
langen Umwürfe eines Himation ein bärtiger Mann, wie es scheint
 
Annotationen