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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 7.1883

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [3]: die Dädaliden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9397#0066
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60

Studien zur griechischen Küristlergeschichte

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Die Dädaliden

Sehluss')

Die neue Epoche leitet ein alter Name ein. Ageladas dem
Argiver sind wir schon als dem Genossen von Aristokles und
Kanachos begegnet. Ich habe dort gleich die Frage gestellt, deren
Lösung uns zunächst beschäftigen soll, denn dass sie wirklich end-
giltig mit dem von Brunn construirten einen Ageladas gelöst sei,
glaube ich trotz der beruhigenden Versicherung Overbeck's nicht.
Brunn selbst erklärt die Chronologie dieses Künstlers für eine der
schwierigsten Fragen der Künstlergeschichte und ich darf hinzu-
fügen, dass daran nicht allein die Unvereinbarkeit der an sich
glaubhaften und in sich sehr verschiedenen Zeitangaben seiner
Laufbahn Schuld trägt. Ageladas hat die frühe und späte Nach-
welt durch seine reformatorische Lehrthätigkeit weit mehr als durch
seine eigene Werke interessirt, und so hängt denn die chronologische
Bestimmung einer Reihe bedeutender Namen an der seinen. Ein
etwaiger Fehlgriff vergrössert sich in der Folge und ist dann (und
das scheint mir hier geschehen) nur durch immer neue Compen-
sationsfehler zu decken. Dann haben uns die zu Olympia wieder-
gefundenen Künstlerinschriftsteine noch eindringlicher gelehrt, dass
es nicht die Weise antiker Meister war, in individueller Vereinzelung
zu leben und zu wirken. Der Schulzusammenhang ruhte auf dem
festen Grunde der Familie, der künstlerische Stammbaum gleicht
gar oft überraschend dem genetischen, und vor unserem inneren
Auge erhebt sich das Ganze wie eine dem äusseren unsichtbare
Kirche, in der der Einzelne in höherer oder niedriger Stellung mit-
kämpft und siegt. Und alle ihre Siege, ihre ganze uns so deutlich
fühlbare Ueberlegenheit, ihr sicheres Wachsen wie ihre ans Wunder-

') Ich nehme hier Gelegenheit, einen Flüchtigkeitsfehler zu verbessern, der
sich auf Seite 86 des vorigen Jahrgangs und zwar in so auffälliger Form einge-
schlichen hat, dass ein ausdrückliches Aufzeigen vielleicht erlässlich wäre. Ich
habe dort die Preisangabe des Kolosses zu Apollonia, 500 Talente, auf ein Gold-
gewicht von 50 Talente zurückgeführt, diese einfache Rechnung selbst aber anzu-
geben unterlassen. Ohne ihre Ergänzung ist die Stelle sinnlos.
 
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