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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 7.1883

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [3]: die Dädaliden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9397#0067
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bare grenzende Lebenskraft verdankt die Antike nicbt dem scbönen
Himmel, nicht der reinen Luft und den günstigen äusseren Lebens-
bedingungen allein, sie dankt es zum besten Theile ihrer einfach
grossartigen Organisation, die sie vom Handwerk empfangen und
sorglich gehütet und ausgebildet hat. — Darum wird man die
disieda membra der literarischen Ueberlieferung eindringlicher als
bisher auf ihre Bruchstücke hin untersuchen müssen, dann fügt sich
vielleicht manches zusammen, was sonst getrennt lag. An den
olympischen Funden hat diese Methode zu schönen Resultaten ge-
führt, und so mag es denn als gutes Omen gelten, dass in diesen
auch Ageladas nicht leer ausgegangen ist. Grund genug, seine
Chronologie nochmals auf die Tagesordnung zu setzen. Ich habe
früher Daten aus der Künstlerlaufbahn des Ageladas erwähnt, wel-
che auf das Ende der Sechziger Olympiaden hinweisen. Diesen
stehen nun andere gegenüber, welche ihn zwanzig Olympiaden
später erscheinen lassen. Das Scholion zu Aristophanes Frieden
504 erzählt, dass die Aufstellung seines Herakles Alexikakos im
Herakleion in Melite der Pest ein Ende gemacht habe, und das weist
auf den Ausgang von Olympias 87. Dieselbe Olympiade gibt
Plinius als Zeit seiner Blüthe an. Er schöpft aus der gleichen
Quelle, wie man gewiss richtig vermuthet hat, aus der der Scholiast
seine Nachricht hat. Des Ageladas Schüler Myron und Polyklet
setzt Plinius dann in die 90. Olympiade. Das sind für ein und
dieselbe Künstlerpersönlichkeit schlechterdings unvereinbare Daten,
und es bleibt nur übrig, an diesen zu rütteln, oder zwei gleich-
namige Künstler anzunehmen. Das Erstere hat Brunn gethan, das
Letztere war vor ihm allgemeine Annahme. Brunn hat noch jüngst
wieder in seiner geharnischten Entgegnung auf den ersten Theil
dieser Studien den „Doppelgängern" principiell den Krieg erklärt.
Unbequem sind sie gewiss und namentlich sehr unmodern, und dass
vereinzelt einmal auch ein falscher darunter steckt, kann nicht
Wunder nehmen, wundern wir uns doch auch nicht allzusehr über
den einfachen Polyklet des Plinius und den einfachen Kephisodot
des Pausanias. Denn auch im Alterthume haben diese Doppel-
gänger vielfach beunruhigt. Damals aber half man sich in anderer
Weise, man schrieb Bücher über Homonymen2).

*) Uns geht es noch manchmal recht sonderbar mit diesen Homonymen.
Wenn Overbeck Gesch. d. gr. Plastik 3 II S. 173 die Existenzberechtigung des jün-
geren Praxiteles leugnet, übersieht er die Inschrift ('Aer|vovov V S. 162 Nr. 27, E.
 
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