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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 7.1883

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [3]: die Dädaliden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9397#0068
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62

Da wir es nun hier mit einer ausgesprochenen Tendenz zu
tbun haben, so möchte ich wohl vor Allem bemerken, dass gar
wenig Grund vorhanden ist, deren Spitze gegen Ageladas zu kehren.
Ihn habe ich früher in Verbindung mit Aristokles und Kanachos
ins Auge gefasst. Nun will es ein sonderbarer Zufall, dass seine
beiden Genossen ganz sichere Doppelgänger haben. Einen jüngeren
Aristokles sahen wir als Enkel des älteren ausdrücklich bezeugt,
dass der jüngere Kanachos, der Schüler Polyklets, ein Enkel des
älteren war, haben schon andere vermuthet. Ihm gleichzeitig er
scheint jetzt auf einer olympischen Künstlerinschrift ein Argeiadas,
Sohn eines Ageladas. Damit ist auch für diesen die Zuständigkeit
in einer Künstlerfamilie erwiesen. Der neue Name macht vielleicht
nicht mir allein den Eindruck der Variation über ein abgebrauchtes
ThemaJ). Gleich nach ihrem Bekanntwerden hat man diesen Sohn
auf den einen Brunn'schen Ageladas hin berechnet. Nun kam aber
ein unerwartetes Nachspiel. Bald darauf wiesen sich auf einem
anpassenden Blocke die als Schüler Polyklets bekannten Meister
Athenodoros und Asopodoros als seine Genossen aus. Damit
stimmte die erste Rechnung absolut nicht, und nun waren die
Vertheidiger des einzigen Ageladas in grosse Noth gerathen. Sie
halfen sich aber schlau heraus, indem sie die beiden unbequemen
Nachzügler — verdoppelten. Daraus ersieht man, was es mit dem
principiellen Krieg gegen die Doppelgänger auf sich hat4).

Wenn ich aber neben der Existenz eines Ageladas, der Zeit-
genosse des älteren Kanachos und Aristokles war, die eines jün-
geren neuerdings behaupte, der den jüngeren Aristokles und Ka-
nachos nicht zu fern stand, so muss ich mir es doch wohl versagen,
die alten Processacten neu hervorzusuchen und einer Revision
vorzulegen.

Lövvy machte mich auf dieselbe aufmerksam), welche die sichere Nachricht bringt,
dass wirklich ein Enkel des grossen Meisters, und zwar, woran man zufällig nicht
dachte, ein Sohn des Timarchos seinen Namen trug.

') Den Interpretationsversuch von H. Röhl Arch. Ztg. 1879 S. 37 und Inscr.
gr. ant. Nr. 42, durch den Ageladas zum Makedonier wird und sein Sohn zum
Namen Atotos kommt, kann ich nur für verfehlt halten.

4) Gegen die paläographischen Bedenken mag der Hinweis auf die von Pur-
gold Arch. Ztg. 1882 S. 179 ff. Nr. 345 besprochene Inschrift wie auf Röhl's Be-
merkung a. a. O. Nr. 42 genügen. Den chronologischen Ansatz Furtwängler's Arch.
Ztg. 1879 S. 43 halte ich für geradezu unmöglich. Ich bin aber, da sein Beweis
auf mir uncontrolirbarer Grundlage ruht, nicht in der Lage zu sagen, ob der Fehler
in der Prämisse oder in den keineswegs unanfechtbaren Folgerungen steckt.
 
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