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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 7.1883

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [3]: die Dädaliden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9397#0069
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Thierschs sikyonischen Ageladas zu vertheidigen wird heute
Niemandem einfallen. Ich gehe vielmehr von jener bereits erwähnten
Inschrift des Praxitelesbathrons in Olympia aus, die uns den Age-
ladassohn Argeiadas im Zusammenwirken mit drei Genossen nennt.
Neben ihm hat ein Argiver Atotos gearbeitet, das andere Künstler-
paar hat unter einander in engerem Verein am selben Werke theil-
genommen. Die plinianische Schülerliste Polyklets, die jener beiden
letzteren Erwähnung thut, lautet (34. 50): Ex Iiis Polyclitus disci-
pulos hubuit Argium Asopodorum Alexim ArUtidem Phri/nonem IHno-
nem Athenodorum Jtemean Clitorium.

Athenodorus und Demeas erwähnt Pausanias X. 9. 7 als Mit-
arbeiter am lakedaimonischen Weihgeschenk in Delphi zur Feier
des Sieges über Athen, woselbst er beide als Arkader aus Kleitor
bezeichnet. Plinius nennt Demeas allein Clitorius. Möglicherweise
war Athenodorus berechtigt, sich bald als Achaier bald als Arkader
zu bezeichnen, vielleicht auch irrte Pausanias, aber an der Identität
des von beiden Autoren mit dem von der Inschrift erwähnten
Athenodorus ist füglich nicht zu zweifeln, erscheint er doch in allen
drei Fällen in Gemeinschaft mit Jüngern Polyklets.

Die Inschrift scheint allerdings den zwei wohlbekannten zwei
neue Namen hinzuzufügen. Atotos ist auch wirklich neu, dass wir
aber den Sohn des Ageladas erst daraus erfahren, befremdet fast.
Indess, ich glaube sein Name steht, und zwar an erster Stelle, in
der erwähnten plinianischen Liste. Dort hat Thiersch den Argius
beseitigt, indem er dem Schlüsse „Pemean Clitorium" entsprechend
Ap-feiov 'Acumöbwpov in der Quelle voraussetzte. Das müsste aber
Plinius missverstanden haben, sonst hätte er die Worte umgestellt.

Darum war diese Vermuthung, trotz ihrer Feinheit, nur be-
rechtigt, so lange wir mit Asopodoros keinen Künstlernamen zu
verbinden hatten, der in einem römischen Autor Argius genannt
sein konnte. Jetzt scheint es mir fast nur mehr fraglich, ob diese
Latinisirung des Namens Argeiadas Plinius, seiner Quelle oder irgend
einem Abschreiber zur Last fällt.

Der Sohn des Ageladas war also nicht blos Genosse der
Schüler Polyklets, sondern selbst dessen Schüler und seines Vaters
Enkelschüler. Dann muss aber Ageladas in den Achtziger Olympiaden
geblüht haben. Frühestens Olymp. 90 schuf ja Polyklet seine Hera.

Warum soll also die Notiz des Scholiasten unrichtig sein?
Dass ein Meister aus der Fremde das Sühnbild fertigen musste,
hat doch eine gewisse innere Wahrscheinlichkeit für sich, während
 
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