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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 7.1883

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [3]: die Dädaliden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9397#0072
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zu Anfang der 55., wo er die hoffnungslose Frage von den Lehrern
des Sokrates und Homer aufwirft, als erstes Beispiel einer Reihe
von sicheren Nachrichten über solche Verhältnisse an: iLff-rrep cj)eibic<;,-
uev 6 dfaXuaTOTTOiög 'Hyiou (uaGnTfi? f£Tove). Ein in solcher Weise
aus solchem Munde abgegebenes Zeugniss berechtigt nicht über den
„ersten Lehrer" Hegias flüchtig zum „zweiten Lehrer" Ageladas
hin zu eilen. Die willkürliche Contaminirung der zwei Lehrer bil-
det zusammen mit der gleichfalls willkürlichen Contaminirung der
drei Schüler eine so gewagte, nach allen Seiten auf unüberwind-
liche Schwierigkeiten stossende Combination, dass man füglich ver-
langen darf, sich ihres hypothetischen Charakters zu entsinnen.
Dann wird man auch nicht mehr zweifeln, dass es eine falsche
Hypothese ist. Die Lösung aller Schwierigkeiten erfordert nur die
gewiss nicht kühne Annahme, dass sich der Schreiber des Scholions
geirrt und Phidias statt Polyklet genannt habe. Ich nenne diese
Angabe darum nicht kühn, weil ich im Stande bin eine ganze Reihe
ähnlicher Verwechslungen seitens moderner lebender Archaeologen
auf Verlangen zu citiren.

Aber vielleicht bleibt dann bezüglich der Chronologie die
Sache beim Alten? Pausanias setzt ja in der schon früher behan-
delten Stelle Hegias und Ageladas zeitlich gleich, und bestimmt mit
dieser Gleichung die Stellung des Onatas. Darauf ist zu erwidern:
Des Plinius Ageladas ist der jüngere, der am ehesten als Sohn des
älteren aufzufassen ist, der des Pausanias ein Trugbild, aus den
Werken beider abstrahirt, dessen chronologische Bestimmung wenig
Werth hat. Indess, worauf es Pausanias ankam, war nicht die
Zeitbestimmung des Onatas. Er hatte unmittelbar vorher ja eine
brauchbarere gegeben. Ich habe schon früher auf die auffallende
Correspondenz dieser Stelle zu dem Vergleich des Onatas mit den
Meistern der attischen Bildhauerkunst und der Dädaliden u) aufmerk-
sam gemacht. Es ist eine genauere Exemplification dieser stilge-
schichtlichen Bemerkung, er wird jetzt mit den directen Vorläufern
des Phidias und Polyklet verglichen, und dadurch erhält die Stelle
einen vortrefflichen Sinn. Meine Vermuthung über den Anlass zu
dieser Bemerkung schliesst das nicht aus.

Nun kann ich erst daran gehen mein Versprechen betreffs der
Pliniusstelle 34,*49, an das mich Brunn unsanft gemahnt, einzulösen.

SJ a. a. 0. S. 91.
 
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