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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 7.1883

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [3]: die Dädaliden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9397#0073
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Ich habe nämlich erklärt, dass diese in Acht und Aberacht er-
klärten chronologischen Ansätze durchaus ebenso glaubwürdig sind
wie ihre übrigen plinianischen Geschwister. Ich brauche blos zu-
sammenzufassen, was ich bereits früher im Einzelnen dargelegt
habe. Wie Plinius als aernuli des Phidias unter dem Stichwort
Olymp. 83 Alcamenes, Critias, Nesiotes und Hegias nebeneinander
stellen kann, habe ich a. a. O. S. 84 gesagt, und verweise ausser-
dem noch auf seine Zusammenstellung des Naucydes und dessen
Sohnes Patrocles unter Olymp. 95. Für Callon vergleiche man
ebendaselbst S. 100 Anm. 40, für Scopas ist kein Citat nöthig, für
Perellus habe ich Periclytus vorgeschlagen und für Pythagoras einen
um ein Menschenalter späteren Ansatz, als den bisherigen, wahr-
scheinlich gemacht, und da ich nun hiemit auch die Ageladasfrage
genugsam besprochen habe, so bleibt mir nur ein kleiner Nachtrag.
Ich habe als Endpunkt der künstlerischen Laufbahn des Pythagoras
approximativ Olymp. 85 angesetzt. Man kann ihn indess leicht
noch ein Stück weiter herabdrücken, aber bis zur 90. Olympiade
ihn mit Plinius zu verlegen, habe ich mich nicht versucht gefühlt.
Plinius führt ihn unter diesem Ansätze Myron und der Bequemlich-
keit zu Liebe auf6). Er erzählt nämlich von Myron: Vidi eum
Pythagoras Rheginus ex Italia pancratiaste Delphis posito, worauf un-
mittelbar das von den Kritikern vielfach athetirte eodem vicit et
Leontiscum (also sein eigenes Werk) folgt, das bei Detlefsen in
Schutz genommen wird. Nun hat Plinius und in Uebereinstimmung
mit ihm die jetzige Historiographie der griechischen Kunstgeschichte
dieser Notiz eine scheinbar selbstverständliche Voraussetzung als
Substruction gegeben. Der Sieg, so dachte man, bedinge einen
Wettkampf, und dieser wieder bestimmte chronologische Folgen.

Wir kennen aus dem Alterthume von künstlerischen Concur-
renzkämpfen genug, um zur Annahme Grund zu haben, es wäre
auch hier das einmal in der Antike steckende agonistische Element
zum Durchbruche gekommen. Indess so weit sind wir doch noch
nicht, um ohne Zeugniss zu glauben, dass die Concurrenz auch für
einzelne Siegerbilder üblich war. Denn diese Stelle ist kein Zeug-
niss. Sie gibt ein Kunsturtheil, der Name Myron ist Kanon für
alles Lebensprühende7). Gerade dieses ausdrücklich zu betonen war

'') Vgl. Brunn gr. Kstlg. I. S. 132.

") Ein Kpigramm, das eine durchaus nicht olympische Niederlage des Leon-
tiscus feiert bei Athenäus XIII p. 678 f.
 
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