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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 7.1883

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [3]: die Dädaliden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9397#0074
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das Recht des Epigramines. Verwob ein solches in zierlicher Weise
die Parallele der Meister mit dem Wettkampfe des Dargestellten,
dann ist es auch erklärlich, warum neben Myron auch Leontiscus
als Besiegter erscheint. Plinius hat dann täppisch zugreifend auch
diesen für einen Bildhauer genommen, was höchst auffälliger Weise
auch dem Suidas in seiner aus Pausanias lächerlich stümperhaft
abgeschriebenen Notiz s. v. IwatpaTOg passirte.

Wir finden in unserer literarischen Ueberlieferung noch deut-
liche Spuren von Parallelen, die einst von alten Kunstforschern
zwischen Myron und Pythagoras gezogen wurden. So schreibt
Plinius von Myron (34, 58) : capillum quoque et pubem non emendatiaa
fecisse quam rudis antiquitas instituisset und von Pythagoras 34, 59 : hic
primus nervös et venas expressit capülumque diligentius. Dann wieder
von Myron: Primus hic rnultiplicasse veritatem videtitr numerosior in
arte quam Polyclitus et in symmetria diligentior. Dazu passt Diogenes
Laertius (VIII 46): oi be Kai aXXov ävbpiavTOTTOiöv 'Piiyivov Y6"fOvevai
qpaffi TTuGaYÖpav TrpüJTOV öokoövtci puQuoO Kai auuueipiag e<JT0Xa(T9ai.
Auch in Pausanias Lob des Pythagoras (VI 4, 4) eurep Tig Kai
aXXog oVfaBds rä ig TrXa(7TiKr|v hört man einen gewiss in den Rhe-
torenschulen gemeinplätzlichen Vergleich durch. Und so mag es
denn gekommen sein, dass einmal ein Rhetor in der Hitze der Rede
Pythagoras statt des Myron in den Mund nahm. Der Fall hat für
uns die Folge gehabt, dass sich das Schattenbild eines myronischen
Werkes unter denen des Pythagoras aufgezählt findet und noch
dazu auf die Autorität des Dio Chrysostomus, der an der Ge-
schichte ganz unschuldig ist, denn die Rede, die als 87. unter den
seinen steht, gehört bekanntlich nicht ihm8). — Myrons Perseus
auf der Akropolis war seines Meisters wie seines Standortes wegen
ein in späterer Zeit allen Gebildeten geläufiges Werk. Dass dieser
Perseus trotz seiner Flügelschuhe nicht fliegen konnte, war eine
Thatsache, die den Witz der Epigrammatiker herauszufordern schien,
er wurde ihr auch gewiss reichlich zu Theil.

Aon Ladas ego pennipesve Perseus
singt Catull, und diesen bekannten Spass wiederholt unser Ano-

8) Diesem Pseudo-Chrysostomus, der an sieh eine sehr interessante Persön-
lichkeit ist, hat man in Kunstdingen ganz anders auf die Finger zu sehen als dem
echten und darum wäre es erwünscht, wenn seinen Nachrichten in unseren Schrift-
quellen nicht die falsche Etikette angeklebt bliebe. So vergleiche man z. B.
p. 122 K. Kai Anur|Tpiou ktX. mit Ov. Schrift. 1437—40.
 
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