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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 7.1883

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [3]: die Dädaliden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9397#0080
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„Laundler" gelungen ist, auch den capitolinischen Spinario Heimaths-
genossen verständlicher zu machen 17).

Und nun von Myron und seiner Sippe zu Polyklet. Mit Poly-
klets Auftreten beginnen unsere Nachrichten von der Dädalidenzunft
inhaltreicher zu werden. Auch die Schülerlisten fangen zu schwellen
an, aber eigenartige Meister treten bis zu Lysippos kaum merklich
hervor. Alles wandelt die Bahnen, die er vorgezeichnet, den ein
Archaeologe von Autorität einen blossen Formalisten zu nennen
beliebt hat. Sein Hauptwerk fällt zeitlich mit dem Bliitheansatz
des Plinius Olymp. 90 zusammen. Das ist der relativ feste Punkt,
mit dem alle weiteren chronologischen Bestimmungsversuche zu
rechnen haben. Ich beabsichtige hier nicht die bisherigen Versuche
in dieser Richtung aufzunehmen, sondern wende mich gleich zur
Besprechung zwei.er Nachrichten, die mit Polyklet in Bezug zu
stehen scheinen, und wie mich dünkt, einer weiteren Nutzbarmachung
für die griechische Kunstgeschichte fähig sind.

Die erste spricht direct von seinen Söhnen und steht bei
Plato im Protagoras 328 C. Dort hat Protagoras seinen gespannt
aufhorchenden Zuhörern eben auseinandergesetzt,, dass die Tugend
lehrbar sei, und schliesst mit einer kleinen Exemplification, die ihre
Spitze gegen ein paar junge Leute kehrt, die es gewagt haben, der
auserlesenen Schaar fern zu bleiben: errei Kai oi TToXuKXeiTOu uieTg,
üapäXou Kai EavBiTnrou xoübe nXiKiujtai, oübev irpös töv Tratepa eioi,
Kai aXXoi äXXuJV bnuioupYwv.

Und da er plötzlich merkt, dass er über das Ziel geschossen
und die beiden Freunde der Abwesenden, die Söhne des Olympiers
am schwersten getroffen habe, fügt er begütigend hinzu: tujv be
oüttuj a£iov toCito KaTnyopelv. en fäp ev aÜToi? eicriv eXTiibeg. veoi yap.

Winkelmann hat die Stelle benutzt, doch stiess ihm dabei der
Flüchtigkeitsfehler zu, Paralos und Xanthippos für die Künstler-
söhne zu halten. Das hat Fea .verbessert, weiterhin finde ich aber

,:) Ich halte es für verlorene Mühe, in dem sitzenden Knäblein des Boethos
(Paus. V 17, 4) das Vorbild des Dornausziehers zu suchen und diesem Wunsch
durch eine Conjectur Ausdruck und Stütze zu leihen. Jenes Werk war, wie die
beiden andern dieses Meisters eine Kinderfigur und der Meister selbst wird füglich
als der antike Fiammingo bezeichnet werden dürfen. Bezüglich der Fragen nach
der Priorität der verschiedenen Spinariotypen muss ich mich hier mit der Bemer-
kung begnügen, dass der Ton, den Overbeck Gesch. d. gr. PI. II 3 S. 145 anzu-
schlagen für gut befunden hat, vielleicht beleidigend ist, jedenfalls aber nicht ent-
scheidet.
 
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