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die Stelle nicht berücksichtigt. Sie bedarf nur einer leichten Aen-
derung, um wieder in ihr volles Recht eingesetzt zu werden. Die
Söhne des grossen Sikyoniers können nicht die guten Kameraden
derer des Perikles gewesen sein. Es ist wieder einmal TToXurvwTou
für rToXuKXeiTou zu lesen, wofür man nicht bloss die Stellen in
Overbecks Schriftquellen 1061 und 1064, sondern auch die 189.
Seitenüberschrift daselbst vergleichen mag- Der Leser wird auch
ohne mein weiteres Zuthun zu folgern wissen, wozu er zu folgern
berechtigt ist, und mir erlassen den eigenthümlichen Zauber, der
auf der lebenswarmen platonischen Schilderung ruht, durch breite
Worte zu zerstören.

Die andere Stelle bietet gleich der ersten ein kulturhistorisch
interessantes Bild. Auch sie zeigt einen Künstler der grossen Zeit
mit dem Vertreter einer anderen geistigen Macht freundlich vereint.
Dort war es Polygnot der unter der aufgedrungenen Maske Poly-
klets steckte. Hier glaube ich, dürfen wir den grossen Sikyonier
selbst erkennen, wenn er auch gleich fürstlichen Personen unter
einem durchsichtigen Incognito in der Fremde erscheint. Ich meine
nämlich, Niemand geringerer als er wäre der sonderbare Kleiton,
dessen Gespräch mit Sokrates Xenophon im 10. Capitel des
3. Buches seiner Memorabilien erzählt1S).

Sonderbar nimmt sich Kleiton aus mehr als einem Grunde
aus. Zunächst als Gegenstück zu dem hochberühmten Parrhasios.
Wusste der Bildhauerssohn Sokrates in Athen keinen hervor-
ragenderen Meister vom Meissel zu finden, mit dein er wie mit
Kuenors Sohne die höchsten Probleme der Kunst durchsprechen
konnte? Und warum nimmt denn dann kein alter Kunstgelehrter
von diesem durch Sokrates plötzlich berühmt gewordenen Manne
Notiz? Auch sonst wäre ja ein Athener als hervorragender Athleten-
bildner ein erwähnenswerthes Curiosum gewesen. Sokrates wenig-
stens thut ganz so, als ob sein Examinand eine ganz bekannte,
ganz markante Künstlerpersünlichkeit sei. Er spricht: "Oti uev (ecpn)
KaXoi oüj 7T0ieTs bpojue'ocg Te Kai rraXaicfrä? Kai ttukto? Kai rrarKpaTiacrräs
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1S) Stobiius hat im 60. Kapitel seines Florilegiums dieses Gespräch wie das
mit Parrhasios ausgeschrieben. Doch ist der Text da nur weiter verderbt; so heisst
unser Bildhauer bei ihm Kliton.
 
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