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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 7.1883

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [3]: die Dädaliden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9397#0083
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natürliche Beziehungen haben, und nach dem Kataloge seiner
Werke zu urtheilen, schloss er sich in der That eng an Polyklet
an. Sein Doryphoros, seine verwundete Amazone, sein Perikles-
porträt neben jener Artemonstatue weisen darauf. Gerade die
Meisterschaft im Porträte ist ein echter Dädalidenzug, und auch die
Verbindung mit dem Argiver Dorotheos, die zwei Inschriften wahr-
scheinlich machen, weist in diese Richtung21)-

Auf Polyklet und auf Patrokles führen wie früher auf Aristoklcs
und Ageladas, wie später auf Lysipp Fragmente von Schülerlisten
zurück, die ich im Folgenden neu zusammengestellt habe. Ausser
der Einsetzung des Argeiadas habe ich dabei noch eine Umstellung
mit Alexis vorgenommen, die vor Allem ihrer wichtigen Folgen
wegen einer kurzen Begründung bedarf. Pliniu8 führt Alexis in
seiner Liste der Schüler Polyklets an. Es ist mir nun schlechtweg
unfassbar, wie man damit die Nachricht des Pausanias, Kantharos,
der Schüler des Eutychides sei des Alexis Sohn gewesen, ohne
Weiteres zusammenreimen konnte. Man bekommt dabei zwei Stem-
niata, deren letztes Glied gleich ist, und deren beide vorangehenden
Glieder sich also chronologisch entsprechen müssen:
Polyklet Lysipp

I I
Alexis Eutychides

I I
Kantharos Kantharos

Volle Gleichsetzung durchzuführen hindert nur der Umstand,
dass das zweite Stemma als eine reine Schulfolge gelten will, wäh-
rend im ersteren Schul- und Geschlechtsfolge sich vereinen. Da-
durch bleibt die Möglichkeit, zwischen die beiden ersten Glieder
eine halbe Generation etwa zu schieben., theoretisch offen. Setzen

J1) Ov. Schriftq. 875 u. 1019. Wegen der „voreuklidischen" Schrift ver-
gleiche man das zu Lykios Bemerkte. Bezüglich unseres Meisters leistet Plinius
wieder Unglaubliches. Dass er aus seinem Leibe einen Cydon schneidet ist noch
lange nicht genug. Der Ctesilaus 34. 75 ist kein handschriftliches Verderbniss,
denn das C, tesilaus des Bambergensis wie das Desilaus der Gruppe C führt nicht
zu Cresilas weiter, sondern zurück zu Ctesilaus. Auch wird jetzt die Annahme der
bewussten zweimaligen Anführung nicht mehr durch das Beispiel des Lykios ge-
stützt. — Ferner ist der volneratus deficiens (was schon lange als erwiesen gelten
darf) nicht der Diitrephes, sondern wohl nur eine sonderbare Dittographie der
Amazo volnerata des „Ctesilaus". Solche Dinge kommen bei Plinius wohl häufiger
Vor als man gewöhnlich glaubt.
 
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