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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 7.1883

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Künstlergeschichte, [3]: die Dädaliden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9397#0087
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zeichen Herodot noch am Tempel der Athena Alea in Tegea sah,
wie dieser zur Beglaubigung seiner romantischen Erzählung be-
richtet. Welchen Zusammenhang die Tegeaten zwischen diesen
zwei Ereignissen finden konnten, bleibt mir völlig unklar, indess
scheint mir auch gegen einen solchen die Künstlergeschichte Ein-
wände zu erheben. Von zwei Meistern an diesem Weihgeschenk
haben wir einige Daten. Daedalos fällt mit seinem Bruder Naukydes,
dessen Blüthezeit Plinius Olymp. 95 ansetzt, in die erste Generation
nach Polyklet, wir haben für seine Werke Zeitangaben, die nach
Olymp. 95, 96, 98 lauten, was einen späteren Termin wie Olymp.
102, 4 zwar nicht ausschliesst, aber auch nicht gerade begünstigt.
Für Antipl lanes aber, der, obgleich Enkelschüler Polyklets, nach
Olymp. 91, 3 und 93, 4 arbeitet, will das Datum gar nicht passen.
So werden wir denn nach einem Ereigniss Ausschau halten müssen,
das eine etwas frühere Auffrischung jener patriotischen Erinnerung
wahrscheinlich machen könnte. Im zweiten Jahre der sechsund-
neunzigsten Olympiade brannte der Tempel der Athena Alea zu
Tegea ab. Das alte Tempelbild und einer der Hauer des kaly-
donischen Ebers wurden aus dem Reliquienschatze gerettet, ob auch
die Ketten erhalten blieben, in denen einst die Spartiaten die Feld-
vermessung vornehmen mussten, wird nicht berichtet. Bei der
glänzenden Wiederherstellung des Tempels unter der Leitung des
Skopas fand die Erinnerung an die kalydonische Eberjagd ihren
Ehrenplatz im Ostgiebel, die an den Spartanersieg forderte den
ihren. Warum soll die delphische Gruppe nicht damals entstanden
sein? Zur Chronologie der Künstler passt das Datum Olymp. 97
ganz vortrefflich.

Von jenen Zeugnissen friedlichen Zusammenwirkens der Däda-
liden hat in jüngster Zeit das den jüngeren Polyklet und Lysipp
erwähnende besonders eingehende Behandlung erfahren. Dennoch
glaube ich, sind die Consequenzen, die sich aus seinem Zusammen-
halten mit anderen Zeugnissen ergeben, nicht bis zu Ende gezogen
worden. Wie merkwürdig stimmt diese Doppelinschrift auf einem
Steine mit jenem Ineinanderlaufen der Schülerlisten beider Meister.
Erinnern wir uns dessen noch einmal, Kantharos stammt durch
seinen Vater Alexis ebenso direct aus der Schule des einen als
durch seinen Lehrer Eutychides aus der des andern. Wie konnte
solchen Thatsachen, wie dem Umstände gegenüber, dass Lysippos
Bruder Lysistratos gleichfalls Künstler war, und dass eine grosse

Ardiüologisch-epigrapMsche Mitüi. VII. 6
 
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