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„Die Erfolglosigkeit der Untersuchungen an dieser Stelle ver-
anlasste mich, die Ausgrabungen an dem südlich von dem Tempel
zwischen diesem und der Strasse befindlichen Schutthiigel fortzu-
setzen. Leider war aber auch die schlechte Jahreszeit vollends her-
eingebrochen, und der Regen dauerte jetzt auch tagsüber als sanfter
Landregen fort. Ich begann am 7. December mit der Anlegung
einer 15 M. langen Trockenmauer längs der Strasse, um diese vor
dem Verschütten zu schützen. 10-5 Meter nördlich von ihr stiess
ich sodann auf die Reste einer von ONO nach WSW ziehenden
Mauer aus nur theilweise behauenen unregelmässigen Blöcken, die
mir den Eindruck eines späten Flickwerkes machte, mit einer 1 M.
weiten Thüröffnung, an deren beiden Seiten mächtige sicher antike
Thürpfosten stehen. Im weiteren Verlauf ergab sich, dass ich die
Ueberreste eines viereckigen (5"95 M. X 6-58 M.) späten Gebäudes
vor mir hatte, die auf der Südseite 1 M. tief, gegen Norden an-
steigend bis L94 M. Tiefe erhalten waren. Die Innenseite der Mauern
war stark mit Mörtel beworfen, der Innenraum selbst voll Schutt.
Bei der genauesten Durchsuchung desselben fand ich zunächst
einzeln liegende grosse Blöcke, wohl von dem nördlich in unmit-
telbarer Nachbarschaft stehenden Tempel, dann Glastrümmer, Thon-
scherben, Bronzeschnallen, Nägel, einen Thondeckel, mehrere Münzen,
endlich die ersten drei Inschriften, ausserdem einen Block in Gestalt
eines Kegelstumpfes (Umfang unten 059, oben 044, H. 0 39) mit
18 unten sich in einer 0 06 hohen wulstartigen Basis (Umfang 0-69)
verlierenden Cannelluren. Auf der unteren Fläche befand sich ein
quadratisches Loch (L. 0'04). Ein ähnlicher sehr stark fragmen-
tierter lag in unmittelbarer Nähe. Unter gleichmässig fortdauernder
ungünstiger Witterung, bei der gleichwohl die Arbeit nur bei hef-
tigem Sturm und Gussregen für kurze Zeit unterbrochen wurde,
Hessen sich so bis 18. December im Innenraum noch mehrere
Münzen und 11 theilweise fragmentierte Inschriften entdecken,
welche ich so lange es gieng auf dem einzig trockenen Räume unter
meinem Feldbette, den ich durch rings um das Bett gezogene Was-
sergräben schützte, unterbrachte. An dieser Stelle wurde es mir
aus Mangel an Beleuchtung schwer, die schwerer lesbaren Inschriften
ganz zu copieren; ich verlegte mich daher darauf, möglichst viel
Abklatsche von allen zu erzielen, bewahrte dieselben an dem
gleichen Orte und flüchtete mich erst, als ich sah, dass auch mein
Bett den untern Raum vor Nässe nicht mehr schützen konnte, in
die nahe Behausung des Anfangs so feindlichen Türken."
 
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