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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 7.1883

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Dütschke, Hans: Kleobis und Biton: Sarkophagrelief der Marciana zu Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.9397#0164
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154

Photographie zum ersten Male besser abgebildete Relief der Mar-
ciana zu Venedig als die einzige, auf uns gekommene grössere Dar-
stellung der Erzählung6). Trotzdem wäre es ein Fehlschluss, zu
glauben, die Erzählung von Kleobis und ßiton sei im Alterthum
überhaupt weniger beliebt und bekannt gewesen als andere, deren
bildliche Darstellungen uns besonders auf sepulcralen Monumenten
so häufig begegnen. Denn erstens wird man unter all' den Dar-
stellungen, welche den Schmuck antiker Sarkophage bilden, wenige
finden, die so wie die Erzählung von Kleobis und Biton geeignet
gewesen wären, dem Ueberlebenden — für den war denn doch das
Bildwerk auch bestimmt — den tröstlichen Gedanken nahe zu
bringen, der in unzähligen Schriftstellen der Alten 7), theils gelegent-
lich, theils systematisch entwickelt wird, dass nämlich das Leben
nicht der Güter höchstes, und der Tod nur der Durchgang zu einem
reineren Dasein ists). Ausserdem aber beweist auch eine Musterung
der schriftlichen Ueberlieferung, dass die Erzählung bis in die spä-
testen Zeiten des sinkenden Alterthums beliebt und bekannt, ja
geradezu als ein Gemeinplatz für den tröstlichen Gedanken, dass
mit dem Tode ein schöneres Dasein beginnt, verwendet worden ist9).

E

Die älteste Erwähnung der Begebenheit begegnet uns bei He-
rodotlü) in einer Fassung, die auch die bekannteste geworden zu

Münze wenden sich die Köpfe der ziehenden Knaben zur Mutter zurück, auf der
Paste nicht; dort sitzt die Mutter, hier steht sie; auch die Form des Wagens ist
beidemal verschieden.

6) Dass Welcker Zuwachs des akad. Kunstmus. p. 22, 386 d noch von einem
andern, früher in Rom befindliehen Kelief reden sollte, wie Valentinelli I marmi
scolpiti, p. 182, A. 3 annimmt, muss auf irgend einem Missverständnisse beruhen.
Jedesfalls kennt man unter den jetzt in Born befindlichen Reliefs keines mit dieser
Darstellung.

7) Vgl. abgesehen von der Plutarchischen Schrift TTapap.uOr|TiKÖ<; irpöi;
'AiroMuJviov und manchen andern, welche vollständig aufzuzählen kaum möglich
sein dürfte, auch die Zusammenstellung bei Stobaios Anth. in dem "Eircuvoi; 6avd-
tou und den luYKpiffen; Zuif\<; Kai Gavdxou.

8) „öti tö Kotvöv 6r]irou toOto Kai npöc, airdvxujv 6pu\\oüuevov, irapem-
or]u(a Tis £o"t!v ö ß(oi;u, wie es einmal in dem sog. Platonischen Axiochos heisst.

9) In den Schulen wurde die „nota fabulau geradezu als locus communis für
die „deorum immortalium iudicia de morte" benutzt; vgl. Cicero Tuscul. I, 47, 113,
und die Stellensammlung in der (mir nicht zugänglichen) Ausgabe des Axiochos
von Fischer.

,0) I, 31.
 
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