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198

Eingang dar ersten pythischen Ode mit breiten Strichen schildert*),
eine Wirkung, die unserer musikalischen Empfindungsweise fremd
dünkt, ob sie sich auch im Wiegenliede erhalten hat.

Der Künstler hatte aber vielleicht eine bestimmte Ursache,
den Effect der Kithara zum Ausdruck zu bringen und in den Vor-
dergrund zu stellen. Er zeigt dem Betrachter die Wirkung, um
ihm die Ursache, deren Schilderung ihm versagt bleibt, errathen zu
lassen und der erräth leicht, dass es sich um einen Wettkampf
zwischen Flöten und Lyra handelt, freilich nicht in dem Sinne,
wie ihn der Marsyasmythos verbildlicht hat. sondern um einen jener
musikalischen Wettkämpfe, wie ihn die geistesverwandte Bukolik
der gleichen Periode zu schildern nicht müde wird. Die Flöten
schweigen, nun hebt die Kithara an, und in der Wirkung, die sie
hervorbringt, merkt der Beschauer, dass ihr der Sieg gehört. Der
kleine Schläfer dient also dem Künstler trefflich zu seinem Zweck
und es kann unsere Anerkennung nicht beeinträchtigen, dass er im
Grunde ein altes Motiv geistreich verwendet hat. Die Erinnerung
an den schlafenden Knaben des Polydeukes auf der ficoronischen
Oiste und an den eines namenlosen Jünglings auf dem herrlichen
attischen Grabrelief Annali 1876, Tav. H**), und seiner Repliken
drängt sich von selbst auf.

Der Inhalt unserer kleinen Gruppe bietet für die versuchte
Zutheilung keinerlei Schwierigkeit. Festgewurzelten Musencult an
der Stelle, wo wir sie hinstellen, bezeugen aus den wenigen In-
schriften, die uns Myrina nennen, zwei. Die eine ein Verzeichniss
von Siegern an den Charitesien zu Orchomenos***) nennt Zeile 18 ff.
als Kiöapiaxäg einen 'A^eXoxog 'Ao~k\cxttoy€Vios AioXeus dirö Mupivag,
und als KiBapapubög einen Aauärpiog 'AuaXunw AioXeüg drrd Mupivat;
und bezeugt auch nebenbei dieselbe Verbindung, die die Terra-
cottenfunde beider stammverwandter Landschaften bezeugen. In
spätere Zeit fällt die Grabinschrift des Flavianusf).

*) Vergl. Paus. II. 31, 3: Toö Mouffeiou bk oi) iröp^uj ßu)|nög £cmv
(ipxcuoc;, 'ApbdXou Kai toütov, üj<; cpaaiv, ävaWvxoc;. tui bt ccütuj Mouaau; Kai
"Yttvu) Oüouai, Xeyovtec; xöv "Yitvov Oeöv naXurra elvai cpiXov raiq Mouöai<;.
**) Katalog der Sculpturen zu Athen N. 57.
***) C. I. G. 1583 und Larfeld Sytt. Inscr. boeot. 32, welcher sie zwischen
230 — 150 v. Ch. setzt.

f) C. L G. 6295 = Kaibel Ep. gr. 552:

<t>Xaßiaviu i'ipuu Trccrrip Awpo? xöoe fffjua,
Ii tni Toi? biK £xr| uoöva ßiuio"au£vuj.
MoTpa yöp AioXiboi; Trarprii; dirdveuOe Mupivric;
Oauie T€ xal Mouöüjv eüvtv £6r)k' dpexri<;.
 
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