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199

In dem Verzeichniss der Typen der Terracotten aus Myrina
a. a. 0. S. 572 sind unter den Göttertypen allerdings keine Musen
aufgeführt, indess finden wir S. 575 die Kitharistria in drei Exem-
plaren und S. 207 sogar einen Meisternamen Artemon für denselben.
Bei dem Mangel an Abbildungen ist ein Vergleich mit unserer
freilich ausgeschlossen.

Der Typus ihrer Genossin, der Lyraspielerin hingegen, findet
sich auch unter dem spärlichen bis jetzt bekannt gemachten Mate-
rial wieder. Eine Gruppe aus Kyme (Collection Lecyer g) zeigt
eine vom Herausgeber Methe genannte Figur sowohl was Anlage
als Ausführung betrifft in so genauer Uebereinstimmung, dass man
nur schwer glauben kann, die beiden Figuren wären nicht aus der-
selben Form hervorgegangen und nur durch Variationen der Re-
touchirung zu verschiedener Bedeutung gelangt. Die Grössenver-
hältnisse sprechen auch nicht direct dagegen, indem die Höhe der
Gruppe Lecyers mit 0-195 angegeben wird, während die unserer
0 2 und mit der Basis 0'24 beträgt. Die Differenz könnte eines-
theils von der Ueberhöhung durch den Kopfputz der einen und
dann von ungleichem Schwinden der ursprünglich gleichen aus dem
Modell gepressten Figuren herrühren.

Für die Erosfigur haben wir früher von Analogien gesprochen,
das kann uns nicht der Aufgabe entheben, wie bei den übrigen
Figuren den Spuren ihrer früheren Sonderexistenz nachzugehen.

S. 572 des vielcitirten Berichtes sind 117 Erosexemplare aus
den Gräbern Myrinas gezählt und S. 576 wieder 160 Exemplare
eines andern Typus des „Eros funebreu, dessen Beschreibung ich
hersetze: Lc type en est egalement connu. Eros aile debout tient une
torcke renversee dont ü appuie lextremite sur terre comme pour Veteindre,
son attitude est pensive et triste.

Man sieht ohne Weiteres, wie leicht durch TJeberarbeitung aus
diesem Typus unsere Figur herzustellen ist. Fast meint man in
dem herabhängenden Stück Gewand eine directe Umbildung der
Fackel zu spüren.

So gilt denn auch für unsere kleine Terracotte, was für weit
grössere Dinge gilt, dass es der künstlerische Gedanke ist, der ein
Ganzes schafft und mit souveränem Rechte dazu die Theile sich
herholt, wo er sie findet.

WILHELM KLEIN
 
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