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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 8.1884

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Studniczka, Franz: Mithraeen und ander Denkmäler aus Dacien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9398#0046

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scheinen mit breiten Hosen bekleidet. In der R. des Mannes glaubt
man ein Winkelmass zu erkennen, in der des Knaben ebenfalls
einen Hammer; die Frau trägt ein Gefäss. Das könnte auf die
Erklärung als Grabrelief einer Steinmetzenfamilie führen. Doch
sah ich, leider ganz flüchtig, ein zweites Relief in Värhely, das,
irre ich nicht, ganz dieselben Figuren in besserem, den Mithraeen
verwandten Stil zeigt. Herr Graf Kuun theilt mir mit, dass es
seitdem ins D6vaer Museum gekommen ist. Die Mehrheit spräche
für Votivreliefs. Der zeusartige Mann mit dem Hammer könnte etwa
an Juppiter Dolichenus erinnern, der Höllenhund weist auf Unter-
weltsgottheiten.

Unter drei marmornen Ge w an d st atuen in Lebensgrösse
zeichnet sich eine weibliche, wie gewöhnlich dicht ins Obergewand
gehüllt, R. vor der Brust, L. mit Attribut (Aehren?) gesenkt, durch
den wohlerhaltenen Kopf aus. Das ziemlich jugendliche Gesicht
zeigt wenig schöne Porträtzüge, von reichem welligen einfach ge-
scheitelten Haar umrahmt, breite Backenknochen, leicht gebogene
Nase, tiefe Ringe unter den grossen Augen. Es erinnert entfernt
an den Typus der Klytia.

Von dem Porträt eines Mannes, der das 'capillos revocare
nöthig fand, ist ein Splitter mit 1. Ohr und Auge vorhanden. Ein
aus zwei Bruchstücken bestehendes Hinterhaupt eines wahrschein-
lich bartlosen Mannes zeigt fast archaisch sorgfältige Behandlung
des ziemlich kurzen anliegenden Haars. Um die vom hochgewölbten
Wirbel ausgehenden, durch dichte Wellenlinien der Breite nach
gegliederten Strähne legt sich eine Binde, im Nacken kunstvoll ver-
knotet, von der oben zwei herzförmige Epheublätter ausgehen.
Darüber haften noch 4 Finger einer hölzern gebildeten (r.'r1) Hand.

Auf einem Basisfragment ist die gut gearbeitete Hinter-
tatze eines (schreitenden?) L ö wen erhalten, daneben wohl ein Rest
der Schwanzquaste.

Zahlreiche Architekturreste aus Marmor stammen zum
grossen Theil vom Mithrastempel her1).

Von Denkmälern anderen Fundorts im D6vaer Museum
sind hervorzuheben drei von Director Tegläs a) bei den Bergwerken

') Die Grundrissskizze, welche ich von diesem nachträglich durch Prof. Königs
Güte erhalte, zeigt ihn als eine 3-80 tiefe, 4'2U breite Aedicula mit fast meter-
dicken Mauern, der an der Frontseite (ONO.) zwischen dünneren Schenkclmauerti
eine Treppe vorgelegt war. Ob sich Nebenräume anschlössen, bleibt zweifelhaft.

2) Vgl. dessen Abhandlung in Archeologiai crtesitö 1883.
 
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