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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 8.1884

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Hauser, Alois: Ausgrabungen in Carnuntum, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9398#0064
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Ausser den beiden nun genannten grossen Räumen machten
sich aber noch zwei andere kleinere an dieser Stelle besonders
geltend; es sind dies die im Plane mit C und D bezeichneten. Der
Raum 6'ist 7-20 zu 4-90 Meter gross und von Norden her zu
betreten. Drei noch erhaltene Stufen führten zu dem tiefer liegen-
den Fussboden desselben hinab. Der tieferen Lage des Raumes
ist es zuzuschreiben, dass in der Westwand die Ansätze zweier
Fenster mit ihren abgeschrägten Leibungen erhalten blieben. Der
Fussboden erhebt sich über einem Hypokaustum aus Steinpfeilern.
An den Wänden waren bei der Aufdeckung noch zum Theil die
Heizröhren mit dem Verputze erhalten, ja selbst die Wand bemalung,
gelber Grundton mit rothen Linien und mit Figuren in den Feldern
waren noch zu erkennen (unten S. 74). An der Südwand steht
ein stark verwittertes Steinpostament mit Inschrift an dessen Vor-
derseite.

Der Raum D hat eine lichte Weite von 5-10 zu 5 "90 Meter
und war ebenfalls, wie die beiden früher genannten Räume, von
Norden zu betreten und heizbar. An der Westwand desselben
erheben sich zwei 0" 70 Meter hohe gemauerte Wandpfeiler, welche
vielleicht die Bestimmung hatten, eine Art Postament zu bilden.
In diesem Räume und zunächst den Pfeilern liegend wurde eine
0*63 Meter hohe Herculesstatue aus weissem Marmor gefunden.

Für die Würdigung der baulichen Anlage, wie sie sich hier
in Mitte des Lagers zeigt, scheint mir namentlich die Richtung der
einzelnen Baulichkeiten von Bedeutung. Das oben Forum genannte
Gebäude ist mit seiner Hauptfronte gegen Süden gekehrt, die drei
anderen Räume werden von Norden her betreten, kehren sich also
mit ihren Fronten gegen das Forum. Die Einrichtung derselben
und die Fundobjekte gestatten die Vermuthung, dass alle drei als
Lagerheiligthümer zu betrachten seien und dass wir hier eine der
wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Stelle des Lagers aufgedeckt
haben.

Die Vermuthung erhielt durch einen noch am letzten Tage
der Grabung von 1883 gemachten Funde weitere und werthvollc
Bestärkung. An der im Plane mit I bezeichneten Stelle wurde bei
Ausführung eines Sondirungsgrabens ein männlicher Torso, in
nächster Nähe davon bei II eine lang bekleidete Figur aufgedeckt
(vgl. Taf. I. II und S. 59 ff.).

Die zunächst liegende Aufgabe wird nun sein, den grossen
zwischen den vier genannten Baulichkeiten liegenden Platz, sowie
 
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