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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 8.1884

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Studniczka, Franz: [Ausgrabungen in Carnuntum, 4]: Bildwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.9398#0067

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Gl

schnürt von vier breiten, aus je drei an den Rändern ausgefalzten
Platten zusammengesetzten Gurten, zwischen diesen noch von drei
feinen Reliefwellenlinien (Schlangen?).

Die Attribute der beiden erhobenen Hände sind bestossen und
nicht sicher bestimmbar. Das der Rechten sieht am ehesten einer
kurzen Keule ähnlich, doch hat es im oberen verdickten Ende
eine gebohrte Vertiefung und ist demnach wohl umbiegend zu
denken. Was die Linke hält, sieht ungefähr aus, wie ein Wedel
aus Straussenfedern oder wie ein Blumenstrauss.

Offenbar haben wir die Nachbildung eines (,'ultbilds des syrisch-
phönikischen Sonnengottes vor uns, von dessen mannigfaltigen Ge-
staltungen besonders der Baal von Baalbek schon in hadrianischer
Zeit als Juppiter Heliopolitanus im römischen Reiche ausgebreitete
Verehrung genoss. Für Pannonien bezeugen sie die Inschriften
C. I. L. III n. 3908, 3955 und speciell für Carnuntum Ephem. II
n. 900. Die Cultgestalt dieses Gottes, wie sie Fr. Lenormant in
voller Uebereinstimmung mit der Beschreibung bei Macrobius (Sat.
1, 23, 10) auf einem mit lateinischer Weihinschrift versehenen
Cippus aus Nimes nachgewiesen hat4), bietet, wie Prof. Hirschfeld
sofort erkannte, die nächste monumentale Analogie zu unserem
Relief. In dem Attribut der Rechten wird man aucli hier das
jlagrum, in dem anderen vielleicht, trotz seiner nicht unerheblich
abweichenden Bildung, das Aehrenbüschel wiedererkennen dürfen.
So weit die Bruchstelle zu urtheilen gestattet, kann auch der Kala-
thos, den der Gott auf dem Cippusrelief und in den kleineren, gleich
zu erwähnenden Nachbildungen auf dem Haupte trägt, vorhanden
gewesen sein. Wenig Belang dürfte der Unterschied in der Um-
schnürung des Schaftes haben; auf dem Relief von Nimes umhüllt
ihn ein Netz von blumengefüllten Quadraten.

Das sehr beschädigte Thier, welches dort hinter der Figur
nach rechts schreitend dargestellt scheint, wollte Lenormant (p. 80)
merkwürdiger Weise für einen Löwen erklären, während doch der
stark gewölbte Nacken deutlich einen Stier kennzeichnet, der hier
nothwendig vorauszusetzen ist. Bei der Zerstörung der linken
Hälfte möchte es nicht ganz undenkbar sein, dass auch hier beider-
seits ein auswärts gekehrtes Vordertheil eines solchen Thieres an-
gebracht war, wie auf den sonst genau entsprechenden, von Lenor-
mant übersehenen Bildern unter M. Aurel geprägter Bronzemünzen

*t Gazette archiol. II pl. 21 p. 78 ff.
 
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