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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 8.1884

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Rollett, Hermann; Benndorf, Otto: Scherbe aus Carnuntum: den Hermes des Praxiteles darstellend
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https://doi.org/10.11588/diglit.9398#0240

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lebhafte Zustimmung zu meiner Annahme erhalten. Endlich sehe
ich mich jetzt durch unmittelbare Anregung veranlasst und in den
Stand gesetzt, hiemit davon öffentlich Mittheilung zu machen.

Baden bei Wien Dr. med. HERMANN ROLLETT

Es gereicht mir zu grossem Vergnügen, mit den eigenen
Worten des verdienten Entdeckers eine neue Darstellung des Hermes
mit dem Dionysosknaben veröffentlichen zu können, welche unter
den mir bekannten Wiederholungen des Gegenstandes in der That
die meiste Aehnlichkeit mit dem berühmten Funde von Olympia
besitzt. Wieder ist es der Boden von Carnuntum, dem wir, wie
früher das Widtersche Relief, so gegenwärtig diesen werthvolleren
Beitrag zum Studium der Praxitelischen Composition verdanken,
und wir dürfen ihn im Sinne einer guten Vorbedeutung begrüssen,
jetzt wo sich soeben ein Privatverein anschickt eine alte Wiener
Ehrenschuld einzulösen und Carnuntum aufzudecken.

Auf einen Bericht über unsere Reise nach Olympia im Früh-
jahr 1880 hatte Se Exc. der Herr Minister für Cultus und Unter-
richt von Stremayr an Herrn Professor Zumbusch die Einladung
gerichtet, an einem Gipsabgüsse eine Ergänzung des praxitelischen
Hermes vorzunehmen. Die Aufstellungsverhältnisse des Originals
waren bekannt, die Basis war wiedergewonnen, Rumpf und Kopf
des Knaben und der eine Fuss der Statue hinzugefunden. Es
schien möglich, mit den gegebenen Elementen ungefähr den Bau
des Ganzen wiederherzustellen, und ein'Versuch dieser Art jedes-
falls geboten, um das kunstgeschichtliche Verständniss zu fördern.
Professor Zumbusch ging bereitwillig auf den Gedanken ein, und
unter seiner Leitung hat ein jüngerer Künstler seines Ateliers, Herr
Bildhauer Schwerzek, sich der Aufgabe unterzogen, mit aller per-
sönlichen Entsagung, die sie erforderte. Das schliessliche Ergebniss
seiner Arbeit wurde in der Akademie der bildenden Künste auf-
gestellt, unmittelbar neben einem Abguss der erhaltenen Theile, wie
ihn die Gipsformerei des kön. Museums in Berlin geliefert hatte.

Unabhängig von dieser Ergänzung ist seither eine zweite zu
Stande gekommen, wenn ich recht berichtet bin auf Anregung von
Georg Treu, durch Herrn Professor Schaper in Berlin. Von beiden
Ergänzungen liegen mir Photographien vor, die in ziemlich gleicher
Grösse die nemliche Ansicht von vorn geben. Es ist ungemein
lehrreich sie miteinander zu vergleichen.
 
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