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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 9.1885

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Schuchhardt, Carl: Die römischen Grenzwälle in der Dobrugea
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https://doi.org/10.11588/diglit.12270#0098
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russische, böhmische, argentinische Grenzwehren zur Vergleichung
heranziehen konnte, nur die Dobrugeawälle nicht, obgleich gerade
diese ihm das interessanteste Seitenstück hätten liefern können.

An der Donau zwischen Rasova und Cernavoda beginnend,
laufen die Wälle in gerader östlicher Richtung bis nach Küstenge
am Schwarzen Meere. Sie haben damit jene Linie gewählt, die
schon als kürzeste Verbindung zwischen Fluss und Meer von Be-
deutung ist, aber durch ihre besondere Naturbeschaffenheit sich
noch auffallender hervorthut. Von Cernavoda aus zieht nämlich ein
breites, tiefes Thal in's Land, das sich nur wenig über den Donau-
spiegel erhebt, zum grossen Theil von Sumpfseen bedeckt ist und
erst 3/4 Meilen vor Küstenge sein Ende erreicht. Schon in den
dreissiger Jahren unseres Jahrhunderts dachte man daran, hier einen
Canal anzulegen, um den grossen Umweg, den der Schiffsverkehr
über Braila und Galaz nach Sulina macht, zu vermeiden, gab aber
wegen des felsigen Grundes, der besonders vor Küstenge in ziem-
licher Höhe (161 Pariser Fuss) abzutragen wäre, den Plan wieder
auf und baute 1862 die Eisenbahn.

Dieser Strecke also haben die Römer die wichtige Rolle einer
Grenzmark übertragen, und zwar verfuhren sie dabei in der Weise,
dass sie das sumpfige Thal gegen den Feind hin vor sich Hessen
und dicht dahinter ihre Befestigungen anlegten. Nicht einen, wie
der volksthümliche Name „Trajanswall" vermuthen lassen sollte,
auch nicht zwei, wie unsere Karten gewöhnlich angeben, sondern
drei stattliche Wälle sehen wir auf dem südlichen Höhenrücken
entlang ziehen. Zwei davon sind aus Erde aufgeworfen, aber von
ganz ungleicher Höhe und Stärke, zur Herstellung des dritten
waren Steine mit in Verwendung gekommen. Und so verschieden
wie die Construction dieser Wälle ist, so verschieden ist auch ihre
Befestigungskette von Wachthäusern, Lagern, Castellen, sowie der
Weg, den jeder einzelne durch das vielverzweigte Hügelland ein-
schlägt. Diese Selbständigkeit der einzelnen Wälle nöthigt uns,
bei ihrer Beschreibung jeden für sich zu verfolgen und somit eine
dreimalige Begehung vom Schwarzen Meere bis zur Donau vor-
zunehmen, wie ich sie auch in Wirklichkeit habe ausführen müssen.
Bevor wir uns aber hierzu anschicken, noch ein Wort über die
Hülfsmittel, auf denen die beigegebenen Skizzen vom Verlauf und
Profil der Wälle beruhen.

Mein erster Aufenthalt in der Dobrugea umfasste acht Tage. In
dieser Zeit beging ich die Strecke des südlichen kleinen Erdwalls
 
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