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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 9.1885

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Schuchhardt, Carl: Die römischen Grenzwälle in der Dobrugea
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https://doi.org/10.11588/diglit.12270#0099
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von Küstenge bis Murfatlar und die des grossen Erdwalls von
Küstenge bis Megidie zu Fuss; verfolgte zu Pferde den Stein-
wall von Murfatlar bis Cernavoda, den grossen Erdwall von der
Donau bis zum See und den kleinen weiter bis Murfatlar. Zwei
Rasttage in Küstenge machten mich mit Tomi und seiner Um-
gebung vertraut. In den drei Januartagen meines zweiten Besuches
konnte ich schon auf der Eisenbahnfahrt von Cernavoda nach
Küstenge manches nachprüfen und ritt dann vom Meere bis Mur-
fatlar, sowie von Megidie bis kurz vor Cernavoda am Stein-
wall entlang. Das erste Mal stand mir nur die österreichische
Generalstabskarte (Masstab 1:300.000) zu Gebote, die die Wälle nicht
nur äusserst lückenhaft, sondern auch häufig falsch angibt und in
der Terrainzeichnung Alles zu wünschen übrig lässt. Nachher
bekam ich durch die Güte Mommsens russische Generalstabs-
aufnahmen aus dem Petersburger Kriegsministerium, und mit deren
Hilfe bin ich nun im Stande, den ganzen Weg der Wälle, wie er
sich von Hügel zu Hügel fortsetzt, darzustellen. Die Topographie
dieser Karte ist ausgezeichnet und durchaus zuverlässig. In Bezug
auf die Wälle weist auch sie freilich grosse Lücken auf, wie
z. B. der Steinwall nur von Küstenge bis Alakap darauf steht;
aber wo sie ein Stück zeichnet, kann man auch immer sicher sein,
dass es so läuft wie sie es zeichnet. Ich habe die Art der Terrain-
zeichnung sowie auch den Masstab dieser russischen Karte bei-
behalten.

Meine Profile sind in nicht sehr kunstgerechter, aber wie ich
glaube praktischer und auch genügend verlässlicher Weise aufge-
nommen. Einen 8 M. langen Bindfaden hatte ich durch Knoten in ganze
und halbe Meter abgetheilt und mit einem Ende an einen Pflock
befestigt. Diesen Pflock steckte ich oben auf dem Wall in die Erde
und ging nun mit dem Bindfaden abwärts, bis er in wagerechter
Spannung meinen Scheitel erreichte. Auf die Länge, die der
Faden bis hierher auswies, konnte ich dann eine Absenkung des
Walles von 1 * 75 M. notiren; für besondere Fälle war natürlich
der Meterstab zur Hand. Freilich konnte ich mit dieser Methode
immer nur abwärts messen, ging also erst von der einen und dann
von der andern Seite bis zur Grabensohle herunter: v. Cohausen
meint (p. 5), „man wird in den meisten Fällen ein paar passend
stehende Bäume finden, die das Geschäft erleichtern", aber da diese
edle Naturgabe unserer Strecke nur in einem einzigen Exemplar,
einer grossen Akazie vor dem Bahnhof in Murfatlar, zu Theil ge-
worden ist, so musste ich mir schon allein zu helfen suchen.
 
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