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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 9.1885

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Schuchhardt, Carl: Die römischen Grenzwälle in der Dobrugea
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https://doi.org/10.11588/diglit.12270#0107
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350 M. vom Meere schneidet die grosse Chaussee Küstenge-
Mangalia; nun sind Steinwall und grosser Erdwall einander so nahe
gekommen, dass sie eine zusammengehörige Linie zu bilden scheinen.
Der grosse Erdwall zeigt in Folge seiner langsamen südlichen Ab-
dachung eine ausserordentliche Breite (s. Fig. 6). Die Linie durch
seinen Vorgraben bis auf die Höhe misst 12 M., die Abdachung
26 M., die Bärme von da bis vor den Graben des Steinwalles
12 M. Die Höhe des Walles beträgt von der Grabensohle aus
3 M. Ein Loch von 4 M. Breite und Meter Tiefe, das sich
1 Minute vom Meere in den Wall eingebohrt findet, sowie zwei
weitere, 3 Minuten vor dem Kreuzungspunkte mit dem kleinen Erd-
wall, die sogar 2*5 M. tief sind, beweisen, dass das Innere wirklich
durch und durch aus Erde besteht.

In dieser Gestalt und in steter Fühlung mit seinem Genossen
zur Linken läuft der Wall noch l1/q Kilom. über den genannten
Kreuzungspunkt hinaus — beim Bahndurchschnitt ist ein Wärter-
häuschen an ihn angelehnt — dann aber macht sich der Steinwall
los, und unser Erdwall ändert nun sein Aussehen insofern, als er
oach Norden wie nach Süden hin rascher abfällt und sich jetzt auch

Fig. 7.

an der hinteren Seite einen kleinen Graben zugesellt; jedoch ist dieser
bedeutend schmäler und flacher als der nördliche und verdankt sein
Dasein wohl nur dem Bedürfniss, die Erde zur bequemeren Auf-
schüttung des Walles von beiden Seiten auszuheben. Als Abschluss
der ganzen Linie bemerkt man zuweilen jenseits der Gräben noch
eine leichte Bodenschwellung (Fig. 7).

Allerhand Gethier hat sich in dieser Wildniss angesiedelt, im
Graben sah ich einen Fuchs laufen, und mehrere etwa kopfgrosse
Schildkröten krochen träge über meinen Weg. Zehn Minuten nach
der Abtrennung des Steinwalles zieht sich eine grosse Melonen-
gärtnerei am Südhange des Walles hin; an ihrem Ende bemerkte
ich die deutlichen Erdwälle eines viereckigen Lagers, und schon
acht Minuten weiter zeigte sich ein eben solches, dessen Fläche
[sich bei der Umgehung als ein Quadrat von 124 M. Seitenlänge
j herausstellte. Die Umwallung hatte die Form wie Fig. 8 sie

Archäologisch-epigraphische Mitth. IX. 7
 
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