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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 9.1885

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Schuchhardt, Carl: Die römischen Grenzwälle in der Dobrugea
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https://doi.org/10.11588/diglit.12270#0114
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Wenn man zu Schiffe an dieser Stelle vorbeifährt, kann man
den auffälligen Vorsprung hübsch überschauen und bekommt den
Eindruck, dass für eine solche Anlage gute strategische Gründe
massgebend waren, denn der Wall hält sich genau auf dem Kamme
der breiten Erhebung, welche das Kokerlener von dem Cerna-
vodaer Thale trennt. Diese Taktik kommt natürlich auf Rechnung
des kleinen Erdwalls, der ja bei seinem ganzen Laufe sich auf
der Höhe, womöglich auf der Wasserscheide, zu halten sucht,
während die beiden anderen vor der Hochebene, am Rande des
Thals, die Grenze aufrichten.

Der Steinwall

Die dritte Befestigungslinie, die stärkste und interessanteste
von allen, beginnt 75 M. südlich vom grossen Erdwall. Ueber
diesen Anfangspunkt schreibt v. Vincke (p. 184): „Da wo der süd-
liche Wall an das Meer stösst, befindet sich ein von den Spuren
eines alten Walles eingeschlossenes Viereck — wahrscheinlich ein
römisches Castrum — dessen Nordseite 530 Schritt (einfache Schritt
— 247 M.) der Hauptwall selbst bildet, während die Westseite
330 Schritt (225 M.) lang und die Südseite 250 Schritt (187 M.)
lang, von besonderen Wällen eingeschlossen, die vierte, die Ost-
seite, aber durch das hohe, in senkrechten Felsen abstürzende
Meeresufer geschützt war." Heutzutage liegt hier ein grosser Garten,
zu dessen Einhegung man im Norden den Steinwall benutzt hat,
indem man eine etwa 2 M. dicke Schicht von diesem stehen Hess
und sie mit einer Lage kleiner Kalksteinstticke krönte. Im W. und S.
aber geht der Garten über das von v. Vincke angegebene Lager-
gebiet hinaus, so dass sich von dieser ersten Befestigung des Stein-
walles jetzt keine Spuren mehr vorfinden. Um so dankbarer be-
grüssen wir es, dass gerade von diesem verlorenen Lager uns genaue
Messungen aufbewahrt sind.

Hinter der grossen Mangalia - Constanzer Chaussee zeigt der
Wall zuerst seine regelrechte Gestalt. Er ist weit niedriger und
schmäler als der grosse Erdwall (s. Fig. 6); nur 1 M. erhebt sich
sein Kamm über den ebenen Boden, der nördlich vorliegende Graben
ist ungefähr eben so tief; im Süden dacht er sich langsam ab,
ohne hier mit einem zweiten Graben versehen zu sein. Die Krone
des Walles ist in ihrer ganzen Länge aufgewühlt und die Berau-
bung, die hier stattgefunden hat, so vollständig durchgeführt, dass
nur noch winzige Steinsplitter umherliegen. Erst bei der weiteren
 
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