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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 9.1885

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Schuchhardt, Carl: Die römischen Grenzwälle in der Dobrugea
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https://doi.org/10.11588/diglit.12270#0122
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Das wäre in Kurzem das Material, welches meine Bereisung
zu Tage gefördert hat. Schlüsse daraus zu ziehen über Zeit und
Urheber der Wälle möchte ich heute noch unterlassen. Nur einige
Bemerkungen, die sich aus dem Beschriebenen direct ergeben,
sollen nicht unterdrückt werden.

Auch die römischen Wälle in Deutschland zeigen verschiedene
Construction: das Stück von Rheinbrohl über den Taunus nach
Gross-Krotzenburg am Main, sowie das weitere von Miltenberg bis
Lorch in Württemberg ist Erdwal!, und erst von da durch Baiern
findet sich die eigentliche Teufelsm au er. Die Ungleichheit erklärt
sich aus der späteren Anlage der baierischen Partie (vgl. Cohausen
p. 349 f.). Wird also schon dadurch der Gedanke nahe gelegt, dass
auch in der Dobrugea die verschiedene Bauart auf eine ver-
schiedene Entstehungszeit zurückzuführen sei, so benimmt ein Blick
auf den Verlauf unserer Wälle hierüber jeden Zweifel Wären
dieselben zu gleicher Zeit und zu gemeinsamem Zusammenwirken
angelegt worden, sollten sie also eine vorderste, mittlere und letzte
Schutzwehr gegen den Feind bilden,, wie konnte man dann den
kleinen Erdwall erst nördlich von den beiden anderen beginnen,
dann aber über diese hinweg unabsehbar nach Süden hin ver-
schwinden lassen, und wie durfte der grosse Erdwall beliebig bald
rechts, bald links vom Steinwall laufen?

Nein, jeder Wall ist für sich angelegt worden und jeder ein-
zelne stellt einen besonderen Versuch dar, die römische Grenze in
möglichst praktischer und sicherer Weise abzustecken.

Dass der kleine Erdwall zuerst da war, haben wir schon ge-
sehen. Um das Altersverhältniss der beiden andern zu ermitteln,
ist massgebend einmal der Vergleich mit den Wällen in Deutsch-
land, bei denen der gemauerte der jüngste ist, dann aber auch das
in der Sache selbst liegende Moment, dass man wohl nicht darauf
gekommen wäre, noch einen Erdwall anzulegen, wenn der Stein-
wall mit seiner starken Schutzlinie von Mauer und Lagern schon
existiert hätte, dass vielmehr umgekehrt der Steinwall gerade
deshalb gebaut wurde, weil der Erdwall, zumal mit seiner grossen
Lücke in der Mitte, nicht mehr genügte. Wir erhalten somit die
Reihenfolge: kleiner Erdwall, grosser Erdwall, Steinwall.

Die Erkenntniss dieser zeitlichen Verschiedenheit der Wälle
ist, wie ich glaube, das wichtigste Ergebniss meiner Untersuchungen.
Noch der kürzlich erschienene kleine Aufsatz von Herrn M. C. Sutzu
 
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