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bei keinem alten Dichter wie bei keinem alten Künstler und jeder-
mann fragt sich im Stillen, warum denn dieses Unicum statt der
durch das alte Epos der Kunst so geläufigen „Hectors Lösung".
Vergegenwärtigen wir uns das bekannte Schema dieser: Ausser
den Hauptpersonen, Achill der über dem Leichnam des Hector
lagert und Priamos, der vor ihm steht, gehört noch eine kleine oder
grössere Reihe von troischen Dienern des Priamos dazu, die Ge-
fässe tragen, welche das Aequivalent für die Auslieferung des Leich-
nams bilden. Das sind die Tpwec; emcpepovie^ X0(^ des Pausanias.
Eine äussere Bestätigung dieser Vermuthung wäre bei ihrer inneren
Evidenz leicht zu vermissen, sie bietet sich indess von selbst. Wir
werden bei der Anordnung der Bildwerke sehen, dass die Scene
der Lösung Hectors derjenigen mit der Lösung der Hera entspricht.
Darnach sind die Bemerkungen Furtwänglers in der citirten Schrift
S. 8 und 9 über die Typengeschichte der "Eicropoc; Xuxpa zu be-
richtigen.

Ein zweites Unicum ist das Bild vom Abenteuer des Menelaos
mit Proteus „nach der Odyssee". Der Beisatz ruft eine wenig Zu-
trauen erweckende Erinnerung wach. Auf der Kypsele hat Pau-
sanias Odysseus und Kirke mit ihren Dienerinnen genau nach der
Odyssee, ferner Nausikaa auf ihrem Wagen gesehen. Beide Bilder
sind jetzt als ganz andere Darstellungen erklärt worden und das
wirft vielleicht auch seinen Schatten auf die zwei absonderlichen
Odysseebildwerke, die der Thron enthielt. Von Demodokos mit
dem Chore der Phaiaken werden wir noch handeln, für jetzt be-
schränken wir uns auf das Proteus-Abenteuer.

Nehmen wir an, die Figur, die Pausanias als Proteus galt,
war inschriftlich so bezeichnet, dass unserem Exegeten sofort die
Episode der Odyssee einfallen musste. Dann stand neben ihr „aXioc;
Tepujv". Auf dieses Stichwort präsentirt sich unserem Gedächtniss
sofort die bekannte olympische Bronzeplatte mit dem Kampfe des
Herakles mit dem Meergreis. Wir finden auf ihr Nichts, was diesen
Irrthum des Pausanias nur im Geringsten ausschlösse, und wenn der
modernen Hermeneutik der gleiche Fehler glücklicherweise erspart
war, so ist auch das parallel zum vorigen Falle. Welche Beweis-
kraft der olympischen Platte als einem zeitgenössischen Zeugnisse
zukomme, kann gar nicht zweifelhaft sein. Es reisst unser Bild
aus seiner Vereinzelung heraus und stellt sich mit ihm an den An-
fang einer langen Typenreihe, aber auch auf dem Throne selbst
macht es seinen Platz besser. Die Darlegung der Anordnung der
 
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