Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Künstler muss es doch durch die Situation zum Ausdruck gebracht
haben. Denkbar wäre es auch freilich, dass der letztere so wie
auf der bekannten altattischen Athenageburtvase nur sein cEpufjc;
eijui Ku\\r|Vio<; sagt.

Doch bescheiden wir uns vorläufig damit, die drei Scenen,
die uns die Ueberlieferung des Pausanias erkennen lässt, anzuordnen,
so scheint mir vor allem Folgendes gegeben. Der Götterversamm-
lung, die den Mittelpunkt bildet, streben von beiden Seiten zwei
Züge zu: der eine bringt Hyakinthos, der andere Herakles den
Olympischen. Rein formal betrachtet, sieht das wie eine Vorahnung
des Parthenonfrieses aus. Es würde nun scheinbar das Nächst-
liegende sein, beide Züge auch von gleichem Ausgangspunkte be-
ginnen zu lassen und diesen in die Mitte der Rückseite zu verlegen.
Eine leise Analogie mit einem altjonischen Werke, dem thasischen
Nymphenrelief, die freilich nur darin besteht, dass eine Composition
zu beiden Seiten einer Thür gleich vertheilt erscheint, möchte diese
Vorstellung unterstützen. Indess die Thür gehört zu bestimmt der
Hyakinthosscene an, und was die Frage, wie mich dünkt, ent-
scheidet, sie ist auf der linken Seite angegeben, die Götterversamm-
lung kann aber nur die anstossende Hauptseite eingenommen haben,
es bleiben daher sowohl die rechte Seite wie die Rückseite ganz
allein für den Einzug des Herakles, er muss also den doppelten
Raum des Hyakinthoszuges einnehmen.

Auch eine flüchtige Betrachtung des Textes des Pausanias
lehrt nicht bloss die Statthaftigkeit, sondern geradezu die Not-
wendigkeit dieser Annahme. Haben wir dort Aphrodite, Athena
und Artemis von den olympischen Göttern, so werden hier neben
Athena noch die „andern Götter" angeführt. Dort erscheinen die
Moiren und Hören, die wohl je zu dreien um den Wagen, der Hya-
kinthos und Polyboia trug, anzuordnen sein werden, hier haben wir
ausser dem räthselhaften Dreiverein (der Ausdruck scheint mir er-
laubt, auch wenn er gelegentlich arithmetischen Bedenken unter-
liegt) der Thestiaden und dem der Hören noch die drei Dreivereine
der Musen. Aber gerade da beginnt die Schwierigkeit. Was sollen
denn — nach den Töchtern des Thestios wollen wir später fragen —
hier die Musen? Rufen schon die fünf Dreivereine äusserlich die
Erinnerung an den Quadrigenzug der Peleus- und Thetishochzeit
auf der Klitiasvase wach, den die Musen, Hören und Moiren,
sechzehn an der Zahl, umgeben, so weisen die auf der Hyakinthos-
scene fehlenden Musen deutlich darauf hin, dass nicht Herakles'
 
Annotationen