Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 9.1885

DOI Artikel:
Klein, Wilhelm: Bathykles
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12270#0187
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
177

Metallindustrie war ja darauf direct angewiesen; man könnte aber
auch umgekehrt annehmen, dass jene grosse Künstlerfamilie, die
gerade in der Entwicklung der Metalltechnik eine so hervorragende
Rolle einnimmt, vom Festlande herstamme und erst durch die
grossen Aufgaben, die ihr Samos gestellt habe, dort heimisch ge-
worden sei. Wahrscheinlicher aber dürfte die Lösung in der zuerst
angedeuteten Richtung liegen, auf die auch anderweitige Erwägungen
hinweisen. Ich will nicht allzuviel Werth darauf legen, dass der
Name des Bathykles im Verzeichniss der berühmten Magneten bei
Strabo XIV 1, 41 fehlt, wohl aber daraufhinweisen, dass Magnesia
zu dieser Zeit in der Gewalt der Ephesier gewesen ist, wie Strabo
mit Berufung auf die Dichtungen des Kallinos und Archilochos
XIV 1, 40 und ausser ihm noch Athenäus p. 525 und Diogenes
Laertius I 117 u. 118 berichten. Mit Ephesos aber stand die alt-
samische Künstlerschule in guter Beziehung. Wenn ich auch die
Geschichte vom weisen Rath, den Theodoros bezüglich der Funda-
mentirung des Artemisions gab, für eine Sage halten möchte, so
gut wie die von der Entdeckung des Steinbruches durch den Hirten
Pixodaros oder von dem nächtlichen Wunder, das am grossen
Thürbalken geschah, und auch die Nachricht, dass Theodoros die
eine Hälfte seines samischen Apolls in Ephesos gemacht habe, nicht
nutzen will, so bezeugt dies doch die eherne Nyx des Rhoikos im
Artemision deutlich genug. In welch anderem Licht erscheint unter
dieser Annahme der Scherz des Schicksals, welches das Gegen-
geschenk an Krösos für die Gabe zum amykläischen Thronbau,
das grosse eherne Mischgefäss mit verziertem Lippenrand, den
Samiern in die Hände gespielt hat22). Wie es sich mit dieser be-
denklichen Acquisition auch verhalten haben mag, des einen glaube
ich sicher zu sein, dass die Samier dieses Prachtstück nicht als
eine Probe „altspartanischer Erzbildnerei" ins Heraion gestellt haben,
wie es in unseren Handbüchern aufgeführt wird. Es gehörte in
gewissem Sinne zur Gruppe jener Werke, die als dvaGruuaxa en
eHeipYacruevqj tuj Gpöviu erwähnt werden, und mag leicht von den-
selben Händen herrühren, jedenfalls war es ein Product der Thätig-
keit der samisch-jonischen Erzarbeiterschule in Lakonien.

Wir müssen nun die samische Künstlerschule, in welche wir
unseren Meister Bathykles einreihen, ein wenig näher ins Auge
fassen. Der heftige Streit, der hier um die Grundfragen geführt

") Herod. I 70 u. III 74, vergl. Urlichs rh. Mus. X S. 18.
Arcliäologisch-epigraphische Mitth. IX. 12
 
Annotationen