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wird, mag zum Betreten dieses Gebietes nicht gerade einladen,
indess scheint er sich doch seinem Ende zu nahen, und die Haupt-
umrisse eines sicheren Ergebnisses beginnen allgemach aus dem
Nebelgewirre von Hypothesen herauszutreten. Wir kennen die
Trümmer zweier samischer Künstlergenerationen. Ich habe an
anderer Stelle darauf hingewiesen, dass der Gemmenschneider
Mnesarchos, der Vater des Philosophen Pythagoras, und der muth-
massliche Vater des Bildhauers Pythagoras Klearchos einem Ge-
schlechte angehören, von dem zweiten kennen wir die beiden eng-
verbundenen Namen des Rhoikos und Theodoros und ihrer Väter
Philaios und Telekles, während die Art der Verbindung dieser wie
jener hypothetisch bleibt. Möglich wäre auch die Annahme, dass
dies Trümmer eines einzigen Stammbaumes seien, es muss aber
genügen, darauf hinzuweisen, dass ein geistiges Band sie beide
umschlingt. Dass der Vater des grossen samischen Philosophen
Gemmen schnitt, glaubte eine spätere Zeit damit entschuldigen zu
müssen, dass er es mehr der Ehre als des Geldes wegen gethan
habe, Theodoros aber, den man den Ring des Polykrates im Alter-
thum wie in neuerer Zeit aus gleichem Grunde nur fassen Hess,
hat sich, wie man jetzt weiss, in seinem Selbstporträt mit einer
Gemme in der Hand dargestellt. Und die Geistesrichtung des
Sohnes des Mnesarchos, sie wird genetisch erst vollbegreiflich,
wenn man sich erinnert an das alte Kunstbüchlein, die f] toö vew
7T0in,criq, das unter Theodoros Namen ging, und die verwandte
architektonische Literatur. Von Maass und Zahl, von Harmonie
und Ordnung ist hier die Rede gewesen und von manch anderem,
was an die Lehre, ja sogar an den Lehrsatz des Pythagoras an-
geklungen haben mag.

Ueber jenes alte Kunstbüchlein und seinen muthmaasslichen
Autor möchte ich mir noch ein paar Worte erlauben. Es wird von
Pollux X 188 mit den Worten erwähnt: r\ toö vedi ttouictic;, flv f|
0i\uuv fj ©eööujpos cruveönKe. Von beiden Autoren kannte das Alter-
thum authentische Schriften. In der Vorrede zum 7. Buch zählt
Vitruv von Theodoros ein Buch über den samischen Tempel und
von Philon zwei Werke auf: de aedium sacrarum symmeiriis und
de armamentario quod fecerat Piraeei iportu. Wäre aber ein Schwanken
zwischen diesen beiden Namen möglich gewesen, so hätte eine Ent-
scheidung leicht gefällt werden können, aber es ist doch kaum zu
übersehen, dass eine solche Fragestellung geradeso denkbar ist, als
etwa eine Controverse, ob irgend eine Figur von Dipoinos oder
 
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